Rudolf von Delius


Biographie

Geboren am 1. Januar 1878 in Warburg als Sohn eines Landrats. Besuch des Gymnasiums in Hildesheim und der berühmten „Fürstenschule“ Schulpforta bei Naumburg an der Saale. Studium der Philosophie, Naturwissenschaften, Literatur- und Kunstgeschichte in Berlin und München. Hierauf Reisen durch fast ganz Europa. Literarische Beeinflussung durch den Berliner Dichterkreis Die neue Gemeinschaft um die Brüder Julius und Heinrich Hart. 1904 Heirat mit der Engländerin Margaret Rice. Militärdienst in Straßburg. Zu Beginn des ersten Weltkrieges gab Delius die Zeitschrift „Die Lese“ heraus, nach dessen Ende suchte er in der neuen starken Welle der Volkshochschulbewegung seine Ideen bekanntzumachen. Bald sammelte er selbst Gemeinschaften junger Menschen um sich, besonders, seit er sich in München niedergelassen hatte. Zugleich entfaltete er eine literatur- und kulturkritische Schriftstellerei in weitgespanntem Rahmen von der psychologischen Betrachtung der römischen Kaiserzeit zu der bisher wenig bekannten deutschen Barockdichtung, von der geistgeformten Vitalität Shakespearischer Dramen über die Weltgeistlehre Hegels zur konfutsianischen Ethik des „ewigen“ China. All das wurden Bausteine zu seiner eigenen Lebensphilosophie, bei der Nietzsches Unterbewertung des Christentums, eine Überbewertung der physiologischen Faktoren des Menschen und ein Keyerlingscher Intuitionismus Pate standen. Seine Weltanschauung zielt auf innerste Einheit von Triebhaftigkeit und Geistigkeit, und er machte sich anheischig, seinen Anhängern eine solche Synthese vorzuleben. Seine Lehre von der Lebensführung basierte mehr und mehr auf irrationalen, künstlerisch-ästhetischen Prinzipien. 1914 Ehrenpreis der Johannes Fastenrath-Stiftung. Ausbombung im Zweiten Weltkrieg und Verarmung. Er übersiedelte nach Ried bei Benediktbeuern und fühlte sich auch hier im Zusammensein mit begeisterten Anhängern und in schriftstellerischer Betätigung glücklich. Er starb hier am 6. Mai 1946. (Zitate nach von Geisau 1971)

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Selbstständige Veröffentlichungen

Gondoly. Ein Drama in fünf Aufzügen. Braunschweig: Sattler 1901. V, 85S. – Seelenliebe. Eine Tragikomödie in drei Akten. München: Langen 1902. V, 61S. – Rienzi. Ein Trauerspiel in drei Aufzügen. Braunschweig, Leipzig: Sattler 1903. 55S. – Aus dem Bildersaal der Seele. Gedichte. Berlin: Wigand 1905. 36S. (UB Bonn) – Robespierre. Eine Revolutionsgroteske in drei Akten. München: Langen 1906. 95S. – Jesus. Sein Kampf, seine Persönlichkeit und seine Legende. München: Langen 1909. 182S. (ULB Münster, UB Bonn, StB Essen); Neuaufl. Dresden: Reissner 1924. 182S. – Zur Psychologie der römischen Kaiserzeit. München: Müller 1911. 118S. (EDDB Köln) – Verwandlungen. Gedichte. München: Müller 1913. 94S. (StUB Köln) – Deutschlands geistige Weltmachtstellung. Stuttgart: Die Lese 1915. 90S. (ULB Münster, StB Essen, StB Bochum) – Deutschland und die Genies der Fremde. Die großen Geister Rußlands, Englands, Frankreichs, Chinas, Amerikas in ihrer Auswirkung auf uns. Stuttgart: Die Lese 1915. 20S. (=Die Lese) (BKH Bethel) – Die Eigenarten des deutschen Geistes. Grundzüge deutschen Wesens auf geistigen und künstlerischen Gebieten. Stuttgart: Die Lese 1915. 22S. (=Die Lese) (Bibl. der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn) – Briefe aus der Heimat. Teil Nr. 3: An unsere Soldaten im Felde. Stuttgart: Die Lese 1915 – Brigitte. Novelle. Stuttgart: Die Lese 1917. 64S. (ULB Münster) – Schöpfertum. Jena: Diederichs 1918. 62S. (UB Bielefeld); 2. Aufl. ebd. 1922 – Die Feier. Gedichte. Jena: Diederichs 1919. 95S. (StUB Köln, StB Essen) – Religion und Wissenschaft. Darmstadt: Reichl 1919. 22S. (StLB Dortmund, StB Trier) – Weltwende. Darmstadt: Reichl 1919. 47S. (=Reichls dt. Schr. 11) (ULB Münster) – Streifzüge. Gesammelte Aufsätze. Heilbronn: Seifert 1920. 143S. (UB Bonn, ULB Düsseldorf) – Philosophie der Liebe. Darmstadt: Reichl 1920. 112S.; 2. Aufl. ebd. 1922 (Kath. Theol. Sem. der WWU Münster) – Paul Flemings Leben in seinen Gedichten. Heilbronn: Seifert 1920. 54S. – Die leuchtenden Frauen. Ein kleines Lesebuch der Liebe. Hannover: Stegemann 1921. 22S. (=Die Silbergäule 99/100) – Brennspiegel. Gedanken und Sprüche. Heilbronn: Seifert 1921. 77S. (StUB Köln) – Die deutsche Barocklyrik. Heilbronn: Seifert 1921. 89S. (StUB Köln, StB Wuppertal-Elberfeld, EAB Paderborn) – Kurzer Umriß der Philosophie. Stuttgart/ Heilbronn: Seifert 1921. 56S. – Urgesetze des Lebens. Darmstadt: Reichl 1922. 80S. (StUB Köln, StLB Dortmund, StB Trier, UB Bochum) – Der chinesische Garten. Stuttgart, Heilbronn: Seifert 1923. 62S. – Erdmelodie. Gedanken und Bilder. Stuttgart, Heilbronn: Seifert 1923. 63S. – Die Kultur der Ehe. Dresden: Reissner 1923. 104S. (=Schöpferische Kulturen) (StB Mülheim/R.) – Das Erwachen der Frauen. Neue Ausblicke ins Geschlechtliche. Dresden: Reissner 1924. 63S. (StLB Dortmund, StA Bielefeld) – Die Verklärung des Körpers. Ein Weltbild von der Verehrung des Wirklichen. Dresden: Reissner 1924. 96S. (=Schöpferische Mystik) (StUB Köln, StB Trier) – Meine Weltanschauung. Heilbronn: Seifert 1924. 47S. – Mary Wigman. Dresden: Reissner 1925. 60, 38S. (UB Bochum, ULB Düsseldorf) – Genuß der Welt. Eine Philosophie der Freude. Dresden: Reissner 1925. 143S. – Das ewige China. Von den Symbolen der Seele. Dresden: Reissner 1926. 112S. (=Schöpferische Kulturen) (Bibl. der dt. Bundeswehr Düsseldorf) – Tanz und Erotik. Gedanken zur Persönlichkeitsgestaltung der Frau. München: Delphin-Verlag 1926. 194S. (UB Bochum, ULB Düsseldorf) – Die Maske des Mannes. Ein erotischer Roman. Dresden: Reissner 1927. 143S. – Hegel. Eine Einführung in seine Philosophie. Leipzig: Reclam 1928. 79S. (=Universal-Bibl. 6849) (ULB Münster, EAB Paderborn) – Die vollkommene Geliebte. Ein Roman von Weib und Eros. Dresden: Reissner 1928. 207S. – Die kommende Ehe. Dresden: Reissner 1928. 103, 82, 95S. – Die Tänzerin. Ein Roman vom Weibe. Dresden: Reissner 1929. 228S. (StUB Köln) – Buddha. Sein Leben und seine Tat. Leipzig: Reclam 1929. 69S. (=Universal-Bibl. 7012) – Kungfutse. Seine Persönlichkeit und seine Lehre. Leipzig: Reclam 1930. 68S. (=Universal-Bibl. 7065) (ULB Düsseldorf); Neuaufl. ebd. 1948. 76S. (ÖB Aachen, StLB Dortmund, Dt. Bibl. Frank-furt/M.) – Die Unruhe der Frauenaugen. Ein Roman von vier Frauen und ihren Liebesschicksalen. Dresden: Reissner 1930. 159S. (UB Bonn) – Die Weltmächte des Geistes. Zum Endkampf der Kulturen. Berlin: Hoffmann 1934. 130S. (StUB Köln, ULB Düsseldorf, EAB Paderborn, StB Essen) – postum: Shakespeare. Eine Neudeutung seines Geistes. Reinbek: Parus 1947. 148S. (ULB Münster, StUB Köln, StB Essen, StB Bochum) – Die Verehrung des Lebens. Reinbek: Parus 1947. 134S. (ULB Münster, StUB Köln, StLB Dortmund, ULB Düsseldorf) – Rieder Tagebuch. Die nachgelassene Niederschrift des Philosophen aus den Jahren 1943-1946. Reinbek: Parus 1947. 227S. (Bayer. XYX München, StLB Dortmund, UB Bochum, Dt. Bibl. Frankfurt/M.).

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Herausgabe

Die Lese. Bd. 3f. Stuttgart: Verlag Die Lese 1913f. [Zeitschr.] (ULB Düsseldorf) – Barthold Heinrich Brockes. Der Schöpfungsgarten. Gedichte. Braunschweig: Westermann 1917 – Hegel in seinen Briefen. München: Ehmke 1918 (Phil. Sem. der WWU Münster) – Kant in seinen Briefen. München: Rupprechtpresse 1919 – Brockes. Der Ring des Jahres. Stuttgart/ Heilbronn: Seifert 1920 – Almanach der Rupprechtpresse. München: Hirth 1920 (ÖB Aachen) – Liebesfunken. Ausgewählte Gedichte. Gottfried Arnold. Stuttgart/ Heilbronn: Seifert 1920 – Gedichte des Grafen von Zinzendorf. Berlin: Furche-Verlag 1920. 70S. (StUB Köln) – Hölderlin. Späte Hymnen. Hannover: Steegemann 1921.

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

H. von Geisau: Der Dichterphilosoph Rudolf von Delius (1878-1946), Sohn eines Warburger Landrates, in: Die Warte, Paderborn, 32, 1971, S. 89f.

Nachlass/Vorlass

Bestände in Westfalen: StLB Dortmund: Briefe an Heinrich Hart, 29.10.1900, an Julius Hart 1899-1913 (129).

Bestände außerhalb von Westfalen: 1. Bad. LB Karlsruhe: Brief an Alfred Mombert, 1921 – 2. Bayer. XYX München: Brief an Hans Rosenhagen, 12.7.1897 – 3. DLA Marbach: Prosa: o.T.; Brief an Alfred Haering, 19.7.1930, an Artur Kutscher, 1913, 1914 (2) – 4. StB München: Rembrandt radiert die Drei Kreuze [Ged.]; Mein Weg [Autobiogr.]; ebd. (Nachlass Max Halbe): Brief.

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Sammlungen

WLA Hagen: Materialslg.

Nachschlagewerke

Degener, 10. Ausg. 1935 – Kürschner: Nekrolog 1971 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 3, 1971 – Dt. Biogr. Archiv, N.F., Fiche 260, Sp. 213f.

GND-Nummer
116063653   Link zu diesem Datensatz in der DNB