Fritz Kuhne


Biographie

Geboren am 6. November 1894 in Lüdenscheid als Sohn eines Sattlermeisters. Von 1901 bis 1905 Besuch der dortigen Volksschule und bis 1909 des dortigen Gymnasiums. Von 1909 bis 1914 Präparandie und Lehrerseminar in Lüdenscheid. 1914 als Soldat im 1. Weltkrieg, nach schwerer Verwundung erfolgte jedoch die Entlassung aus dem Militär. Er war Volksschullehrer in Augustental, Peddensiepen (1915 bis 1918) und Lüdenscheid (1928-1939) und Realschullehrer in Lüdenscheid (1939-1945) und Halver (1947-1959). 1959 Pensionierung. Er starb am 24. August 1992 in Carthausen bei Halver.

Kuhne verfasste bereits in seiner Jugend Gedichte und Kurzgeschichten für heimatkundliche Zeitschriften und Kalender. Er schrieb zudem Dramen. Sein besonderes Engagement galt daneben der plattdeutschen Mundart. Außerdem veröffentlichte er volkskundliche Beiträge. Seit 1929 Mitarbeit an Arbeitskreisen des Westfälischen Heimatbundes. In den Jahren 1928 bis 1932 Gründung und Leitung einer Lesegemeinschaft (später Lünscher Frönne). In den Jahren 1950 bis 1973 Gründung und Leitung der Lesegemeinschaft Häsfeller Lechterstunne. Er schrieb Hörspiele über Lüdenscheid und das Sauerland. Große Verbreitung fand sein Mundartspiel Dat Mäeken van Lünsche un de Schlange sowie die Bearbeitung von Fritz Lindes Hiärkelmai.

Als Lehrer in Lüdenscheid hat Kuhne im gleichgeschalteten Heimatkalender „Der Sauerländer“ ab 1938 regimegläubige Texte zugunsten von Nazisystem und Krieg veröffentlicht. Als Beispiel […] sei folgendes Programm zitiert: „Wir stehen am Anfang einer neuen Zeit, die uns alle neu bindet an Blut und Boden und uns damit Wege weist zu den wahren und echten Aeußerungen unserer Art. Die Sprache unserer Art ist die platte Sprache! Sie ist wert, daß wir sie bewahren und pflegen!“ (DeS/Der Sauerländer 1938, S. 120). Bei der Einleitung zur Werkausgabe von Fritz Linde (1937) bezeichnet er dessen Wirken – ohne weitere Belege – als „gelebten Nationalsozialismus“. Die von ihm (zusammen mit P. Hermens und P. Köhlhoff) bearbeitete […] Lesefibel „Gute Kameraden“ (z.B. Dortmund 1942) diente dazu, Schüler ab dem 1. Schuljahr über geschickte Propaganda für den Krieg zu begeistern (vgl. Adolf Cramer: Erinnerung an meine Jugendzeit in Rüthen 1934-1948. Norderstedt 2008, S. 35f). In allen Darstellungen zur Person nach 1945 werden solche Seiten des Werdegangs verschwiegen. (P. Bürger: Im reypen Koren, 2010.)

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Auszeichnungen

1. Preis für die Fibel Gute Freunde… in einem Preisausschreiben des Westfälischen Lehrervereins (1924) – Ehrenwappen der Gemeinde Halver für seine Tätigkeit als Ortsheimatpfleger (1968) – Ehrentaler der Stadt Lüdenscheid für seine Mitarbeit am Buch der Bergstadt Lüdenscheid (1969) – Wappenschild der Stadt Halver (1971) – Rottendorfpreis für Verdienste um die ndt. Sprache (1980) – Wappenteller der Stadt Halver (1980) – Ehrenmitgliedschaft im Heimatbund des Märkischen Kreises.

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Selbstständige Veröffentlichungen

Meine Heimat. Eine Heimatkunde des Kreises Altena. Lüdenscheid: Lehrer-Witwen- und Waisen-Kasse 1923. 111S. [mit P. Hörich] (ULB Münster, UB Dortmund) – Gute Freunde, von denen leicht und lustig zu lesen ist. Dortmund: Crüwell 1925. 115S. [mit P. Hermens, F. Köhlhoff] – Leseerlebnis und erstes Lesebuch. Eine Begründung der inneren Geschlossenheit des Fibelinhaltes, eine Anleitung zum freien Schaffen im ersten Leseunterricht. Zugleich ein Wegweiser für den Gebrauch der Fibel „Gute Freunde“. Dortmund: Crüwell 1925. 184S. [Illustr.] – Die lange Reihe. Heimatkunde für deutsche Kinder. Dortmund: Crüwell 1938 – Gute Kameraden, von denen leicht und lustig zu lesen ist. Dortmund: Crüwell 1943 – Molen un Liäsen. Plattdeutsche Fibel. Hg. vom Westf. Heimatbund, Kreisgebiet Altena. Altena [1960; P. Bürger nennt abweichend 1965 als Erscheinungsjahr, vgl. P. Bürger: Im reypen Koren, 2010]. 24S. (Germ. Sem., Nddt. Abt., der WWU Münster) – Literatur der kapitalistischen Länder Europas. Leipzig: Fachschule f. Bibliothekare „Erich Weinert“ 1965 – De soziale Froge. Bat sall uut Caatsen wäen. Roman. Halver: Bell; Münster: Westf. Heimatbund 1977. 397S. (ULB Münster, StLB Dortmund) – Handwieser plattdütsch liäsen. Zum Roman „De soziale Froge“. Halver: Bell 1977. 45S. – Lechterstunne. En Liäsebauk füör alle gurren Frönne unser plattdütschen Sproke. Halver: Bell 1979. 304S. (ULB Münster, Lipp. LB Detmold, Germ. Sem., Nddt. Abt., der WWU Münster) – Der Kirchenstreit. Halver: Bell [1979]. 67S. (ULB Münster) – Rings ümme diän Christboum. En Liäsebauk ümme Chrisdagstied. Halver: Bell 1980. 141S. (ULB Münster) – Das Geigenmännlein. Ein Jugendbuch. Heimatbuch für junge und alte Freunde des Märkischen Sauerlandes. Halver: Bell 1982 (ULB Münster) – Heimat. Du mein Land. Gedichte. Halver: Bell 1984. 125S. (Germ. Sem., Nddt. Abt., der WWU Münster) – Gedichte aus dem Nachlaß. Red. W. Bleicher. Hg. Heimatbund Märkischer Kreis. Altena 1995 [63S.] – Plattdt. Fibel. Ohne Verlagsangaben. [24S.; Chr.Koch-Mundartarchiv].

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Herausgabe

Fritz Linde: Hiarkelmai. Meinerzhagen 1937 / 2. veränd. Aufl. ebd. 1962 [jew. Einleit. z. Lindes Werk].

Unselbstständige Veröffentlichungen in

Die Heimat, Zeitschr. des Westf. Heimatbundes, Dortmund, 1926 [Aufs.]; Jg. 1928 [Ged.] – W. Kloster (Hg.): Beitr. zur Heimatkunde des Kreises Altena. Düsseldorf 1930: Volkskundliches aus dem märkischen Sauerlande – DeS/Der Sauerländer 1938, S. 120: Sprecht platt! [Blut- u. Boden-Programm d. Sprachpflege] – DeS/Der Sauerländer 1940, S. 51: Wenn du zum letzten bereit bist [Kriegspropagandaged.] – DeS/Der Sauerländer 1942, S. 5: Dem Führer [Ged.]; S. 39: Teure Heimat – „Wenn Deutschlands Söhne fallen“ [Kriegspropagandaged.] – Lüdenscheider Nachr. vom 14.6.-15.10.1950: Düet un dat – alles op Platt. 16-seitige Kinderfibel – Allg. Anzeiger, Halver, Nr. 54-105, 1956-1958: De soziale Froge. Bat sall uut Caatsen wäen. Roman [Zeitungsserie]; Nr. 154-276, 1968-1970: De Zirkusrütersche. Roman [Zeitungsserie] – Schulz 1962 [nddt. Ged.] – R. Althaus (Hg.): Boa Isen liett un Eiken wasset… Gereimtes und Ungereimtes in märk.-sauerländ. Platt. Lüdenscheid 1970 [Ged.] – W. Schulte (Hg.): Westf. Mundarten. Im Auftr. des Westf. Heimatbundes, Fachstelle für Nddt. Sprache. Münster 1970: De soziale Froge [letztes Kapitel] – Westfälische Mundarten 1972 – Im Spiegelbild. Autorenkreis Ruhr-Mark. Gummersbach 1978 [Beitr.] – Plattdütsch in Westfoalen 1985 [Bio-Bibliogr.] – Rost/Machalke 1987: Juliglaut un Hiärwestgold – Rost/Machalke 1987: In de gröne Fröhjaohrstied – Tungenslag-Ringbuch I/III, 1989 – Tungenslag. Mundartlesebuch II/III, 1991, 1993 – postum: Mut zur eigenen Sprache 1997 [bio-bibliogr. Beitr. u. Foto] – Op un dial 2003.– weitere Beitr. in Ztg., Zeitschr. und Kalendern.

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Tonträger

Plattdütsch im Jahreslaup 1988 (LP & MC) [Textbeitr.] – CD-Tondokumentation Mundarten Märkischer Kreis Bd. 1, 2008 [CD V].

Unselbstständige Veröffentlichungen über

W. Holzhauer: Autoren aus dem Wuppertaler Raum: „Lechterstunne“ bei Fritz Kuhne. Der Sauerländer Pädagoge und Poet wird 70 Jahre, in: Ruhr-Wupper-Presse 1964, S. 3f. – W. Lienenkämper: Fritz Kuhne 70 Jahre, in: Der Märker H 11/1964, S. 255 – K. Reuter: Kreisheimatpfleger Fritz Kuhne wurde verabschiedet, in: Der Märker H 9/1969, S. 138 – [Über Fritz Kuhne] in: Rundschreiben des Westf. Heimatbundes, Münster, 1974, Nr. 11 – G. H. Peters: Fritz Kuhne, De soziale Frage [Rez.], in: Quickborn. Zeitschr. für plattdt. Sprache und Dichtung 68, 1978, S. 155f. – Fritz Kuhne 90 Jahre, in: Rundschreiben des Westf. Heimatbundes 1984/11-12, S. 8 – C. Rüggebrecht: Fritz Kuhne zum 90. Geburtstag, in: Der Märker, Lüdenscheid, 33, 1984, S. 281 [Fotogr.] – A. Stüssi: Kuhne, Fritz, in: Kosch, W.: Deutsches Literaturlexikon. 3. Aufl., Bd. 9, 1984. Sp. 691-692 – Kommentar und Interpretationshilfe zu Auszügen des Romans „De soziale Froge“ von Fritz Kuhne, in: Cornelia Heering-Düllo, Lehrerheft zur Lesebuchreihe „Tungenslag“. Hg. Westfälischer Heimatbund u.a. Münster 1989, S. 101-109 – Nachruf, in: Heimatpflege in Westfalen 1992/5, S. 8 – K. R. Filling: Zum Tode von Fritz Kuhne (1894-1992), in: Der Märker 41, 1992, S. 272 – W. Selka: Kuhne, Fritz. Sauerländischer Heimatdichter, Realschullehrer; geb.: 06.11.1894 in Lüdenscheid, gest.: 24.08.1992 in Halver, in: Halver. Einfach sympathisch. Hg. vom Heimatbund Märkischer Kreis e.V. Altena 2000, S. 86.

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Bildnis

Fotogr. (Abb. in: Rüggebrecht 1984; Mut zur eigenen Sprache 1997. Reprod. Ref. Lit. des LWL Münster).

Nachlass/Vorlass

Bestände in Westfalen: Chr.Koch-Mundartarchiv: ndt. Texte.

Bestände außerhalb von Westfalen: WLA Hagen: Materialslg.

Nachschlagewerke

Schulte-Heimatbund I, 1973, S. 339; II, 1973, S. 27 – Schuppenhauer 1975 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 9, 1984 – Schulz-Fielbrand 1987 – Sowinski 1997 – CKG-Dokumentation 2003 – Op un dial 2003 – PBuB: www.ins-db.de.

GND-Nummer
143996126   Link zu diesem Datensatz in der DNB