Friedrich Johannes Muckermann


Biographie

Geboren am 17. August 1883 in Bückeburg. Vor Abschluss der Gymnasialstudien in Paderborn trat er 1899 in Holland (Bleyenbeck) in die Gesellschaft Jesu (Orden des Hlg. Ignatius) ein. Zweijähriges Noviziat und anschließende zweijährige Ausbildung in den humanistischen Fächern. 1903 Beginn des Studiums der Philosophie. Während der Studienzeit holte er gleichsam bei einem Abstecher am Gymnasium in Bückeburg die Reifeprüfung nach.

Außergewöhnlich lang war […] die Zeit zwischen dem Studium der Philosophie und der eigentlichen Theologie. Dieser Ausbildungsabschnitt gilt der praktischen Vorbereitung auf die spätere Tätigkeit durch den Einsatz im Unterricht und der Erziehung der Jugend. Muckermann macht nebenbei noch das Magisterexamen in Germanistik an der Universität Kopenhagen und konnte deshalb erst nach 6 Jahren die theologischen Studien im Jahre 1912 beginnen. Durch den Ersten Weltkrieg fünfjährige Unterbrechung des Studiums. Ende 1919 kehrte er als Feldgeistlicher aus russischer Gefangenschaft zurück. Er ging vorübergehend nach Bonn, siedelte aber bald darauf nach Münster über. Abschluss seiner theologischen und aszetischen Ausbildung. Im Jahre 1921 begann er […] seine unermüdliche Tätigkeit als Herausgeber des „Gral“, als Gründer und Leiter von Presse-Korrespondenzen, als Schriftsteller, Journalist, Redner bei großen und kleinen Anlässen sowie im Rundfunk, als Prediger und Seelsorger. Für die Nationalsozialisten wurde er zu einem Staatsfeind Nr. 1. 1934 Flucht nach Holland. 1936 Übersiedlung nach Rom, 1937 nach Wien, 1938 wurde ihm von den Nationalsozialisten die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Beim Einmarsch Hitlers in Österreich im März 1938 war P. Muckermann gerade zu einer Konferenz in Basel und kehrte verständlicherweise nicht nach Österreich zurück. Seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus führte er auch vom Ausland her unvermindert weiter, wie er ausführlich in seinen Memoiren schildert. Im März 1938 Umzug nach Paris, wo er die von ihm ins Leben gerufene und in Holland erscheinende Wochenschrift Der deutsche Weg betreute, die mit dem Einmarsch der Deutschen in Holland 1940 eingestellt werden musste. An den Sonntagnachmittagen sprach er von November 1939 an regelmäßig im Pariser Radio, machte aber zur Bedingung, daß ihm nicht zugemutet werde, etwas gegen Deutschland und das deutsche Volk zu sagen, sondern nur gegen den Nationalsozialismus und seine Vertreter in Deutschland. Auf der Flucht vor den einrückenden Deutschen fand er Unterschlupf in dem kleinen Flecken St. Pardaoux-Lavaud im Gebiet der Creuse, das nicht besetzt war. Dort war er bis September 1941 seelsorgerisch tätig. Er ließ sich in St. Martin-Chateau im gleichen Departement nieder. Dort führte er ein Leben in völliger Zurückgezogenheit und Einsamkeit; jede äußerliche Tätigkeit, auch seelsorgerischer Art, war ihm verwehrt. Die unfreiwillige Muße benutzte er dazu, außer der Arbeit an einem Buch über das technische Zeitalter und kleinen literarischen Versuchen auch die vorliegenden Memoiren zu verfassen. Anfang März 1943 auf der Flucht vor der Gestapo Flucht in die Schweiz, wo er wieder publizistisch tätig wurde. In Zeitungen und Zeitschriften schrieb er unzählige Artikel – mit der Zeit auch in französischen und angelsächsischen Organen – und brachte nach 1945 noch drei Bücher heraus […]. Pläne zur Gründung einer neuen Zeitschrift und einer Presseagentur zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit der katholischen Journalisten. Seit Dezember 1945 schwere Erkrankung. Er starb am 2. April 1946 in Montreux.

In nicht ganz drei Jahrzehnten öffentlicher Wirksamkeit ist Muckermann zu einer Berühmtheit gelangt, die weit über Deutschlands Grenzen hinausreichte. Zu allen Fragen, die die Menschen seiner Zeit bewegten, hatte er Wesentliches zu sagen und ist für viele Tausende zum bewährten Führer geworden. […] Es unterliegt keinem Zweifel, daß er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten im christlichen Deutschland seiner Zeit zu rechnen ist. […] Vielleicht noch eindrucksvoller als durch seine Schriftstellerei hat Muckermann durch sein gesprochenes Wort gewirkt. (Zitate nach Junk 1973)

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Selbstständige Veröffentlichungen

Wollt ihr das auch? Wie ich den Bolschewismus in Rußland erlebte. Düsseldorf: Verband der Kath. Jünglingsvereinigungen 1920. 46S. (ULB Münster, StUB Köln) – Tragikomisches von der Ruhr. Münster: Westf. Vereinsdr. 1923. 20S. (ULB Münster, ULB Düsseldorf, StLB Dortmund) – Katholizismus, Wirtschaft und soziale Frage. Essen: Volkszeitungsverlag 1925. 108S. (EAB Paderborn, StB Mönchengladbach) – Grossstadt und deutsche Dichtung. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1927 – Katholische Aktion. Mit einem Geleitwort von Nuntius Pacelli. München: Ars Sacra 1928. 31S. (StUB Köln, ULB Münster) – Der Bolschewismus droht. Köln: Kath. Tat-Verlag 1931. 47S. (ULB Münster, Lipp. LB Detmold, StUB Köln); niederländ. Übers. u.d.T.: Het Bolsjewisme dreigt. Tilburg: Bergmans [um 1931]. 485S. (EDDB Köln) – Goethe. Essays. Bonn: Buchgemeinde 1931. 259S. (=Belehrende Schr. 7) (StB Essen, StUB Köln, StLB Dortmund, ULB Münster); Neuaufl. Luzern: Schweizer Volksbuchgemeinde 1949. 352S. – Der Mönch tritt über die Schwelle. Betrachtungen über die Zeit. Essays. Berlin: Etthofen 1932. 356S. (UB Bonn, ULB Düsseldorf, StB Essen) – Das Los der Bauern in Sowjet-Rußland. Köln: Kath. Tat-Verlag 1932. 30S. – Das Los des Arbeiters in Sowjet-Rußland. Köln: Kath. Tat-Verlag 1932. 23S. (StUB Köln, StB Mönchengladbach); 2. Aufl. Köln: Kath. Tat-Verlag (StB Mönchengladbach) – Vom Rätsel der Zeit. Gedanken zur Reichsidee. München: Kösel und Pustet 1933. 195S. (EDDB Köln) – Heldentum in der katholischen Kirche. Düsseldorf: Lintz 1933 (EAB Paderborn) – Warum Konfession? Paderborn: Bonifacius-Dr. 1934. 24S. (=Christen in der Zeit 3) (ULB Münster, EAB Paderborn); 2. Aufl. Paderborn: Bonifacius-Dr. (EAB Paderborn, Bibl. St. Albert, Bornheim) – Deutschland…Wohin…? Der Nationalsozialismus eine religiöse Erscheinung. Oldenzaal: Verlag Der Deutsche Weg 1934 – Heiliger Frühling. Münster: Regensberg 1935. VI, 275S. (UB Bonn, ULB Münster) – Es spricht die spanische Seele… Neue Dokumente. Neue Dokumente. Hg. vom Secretarius de Atheismo. Colmar/Elsass: Verlag Alsatia 1937 – Revolution der Herzen. Colmar/Elsass: Verlag Alsatia 1937. 203S. – Vorträge in der Domkirche zu Klagenfurt, 21.-23. November 1937. Klagenfurt: Kärntner Presseverein 1938. 50S. – Der Mensch im Zeitalter der Technik. Luzern: Stocker 1943. 342S. (Bibl. St. Albert, Bornheim, EDDB Köln); 2. Aufl. Klagenfurt: Kärntner Presseverein 1945 (ULB Münster, StLB Dortmund, StUB Köln) – Wladimir Solowiew (1853-1900). Zur Begegnung zwischen Rußland und dem Abendland. Olten: Walter 1945. 210S. (=Kämpfer und Gestalter 1) (ULB Düsseldorf, StLB Dortmund, ULB Münster) – Der deutsche Weg. Aus der Widerstandsbewegung der deutschen Katholiken 1930-1945. Zürich: NZN-Verlag 1945. 110S. (=Schriftenreihe der christl. Kultur 3) (ULB Münster, UB Dortmund); 3. Aufl. Zürich: NZN-Verlag 1946 (StB Essen); niederländ. Übers. u.d.T.: Europa en „der deutsche Weg“. De verzetsbeweging von de Duitsche katholieken von 1930 tot 1945. Tilburg: Bergmans 1946. 46S. (ULB Münster) – Zur Begegnung zwischen Rußland und dem Abendland. Olten: Walter 1945 – postum: Frohe Botschaft in die Zeit. Ein Jahrbuch als letztes Vermächtnis. Einsiedeln: Benziger 1948. 317S. – Im Kampf zwischen zwei Epochen. Lebenserinnerungen. Bearb. und Hg. von N. Junk. Mainz: Grünwald 1973. XVIII, 665S. (=Veröffentl. der Komm. für Zeitgesch. 15) (StB Essen, ULB Münster, Lipp. LB Detmold).

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Herausgabe

Der Gral. Monatsschrift für Dichtung und Leben. Münster 1923-1937 [Beitr., u.a. regelm. Leitart. und Betrachtungen u.d.T. „Auf der Gralswarte“] – Das geistige Europa. Internationales Jahrbuch der Kultur. 2 Bde. 1926ff. [mit H. Hoeben] – Josef Winckler. Das heilige Brot. Ein Kinderbrevier. Münster: Helios-Verlag 1930. 60S. – Heimatblätter; Fortsetzung u.d.T.: Der deutsche Weg. Wochenzeitschrift. Oldenzaal 1934-1936 – Katholische Kirchenblatt-Korrespondenz Münster bis 1934 [mit eigenen Sonntagsbetrachtungen; nach 1934 Forts. unter wechselnden Titeln in Holland].

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Unselbstständige Veröffentlichungen in

Der Gral, Münster, 1920-1937 – Stimmen der Zeit, Freiburg/Br. – Schönere Zukunft, Kath. Wochenschr., Wien – Neues Ufer, Beil. der Germania, Berlin – Essener Volksztg., Sonntagsausg. [Leitartikel] – Neue dt. Korr. [u.d.T. Der Mann im Monde] – Herder-Lexikon, Freiburg/Br. [Art.] – Staatslex. der Görresgesellsch., Freiburg/Br. [Art. zu Dostojewski, Goethe, Lessing, Friedrich Schlegel] – postum: Herbermann 1953 (s.u.): Der lächelnde Gott; Aus den Aufzeichnungen eines Mönchs; Brief an einen Freund; Goethe, der Weise; Die katholische Widerstandsbewegung; Citta di Vaticano; Sacco di Roma; Zwischen Rußland und Europa; Von der Übermacht Gottes – rel. Art., Sonntagsbetrachtungen in: sämtl. Kirchblättern Deutschlands [bis 1937]; Essener Volksztg.; Oberschles. Volksstimme, Gleiwitz; Neue Ufer, Beil. der Germania, Berlin.

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Selbstständige Veröffentlichungen über

N. Herbermann: In memoriam Friedrich Muckermann S.J. Celle 1948 – N. Herbermann: (Hg.): Friedrich Muckermann. Ein Apostel unserer Zeit. Paderborn 1953 [Inhalt: O. Forst de Battaglia: Ein Apostel unserer Zeit; W. Vernekohl: Friedrich Muckermann als Persönlichkeit; H. Hoeben: Wille und Tat; N. Herbermann: Das lit. Schaffen; P. Bauer: Friedrich Muckermanns Goethe-Dichtung; J. Steinhage: F. Muckermann und „Der dt. Weg“; H. Engelfried: Unser Pater; O. Overhof: Leben und Wirken in Rom; W. Szylkarski: Friedrich Muckermanns Begegn. mit Solowjew; D. Gutzwiller: Friedrich Muckermanns Ende; F. Wagner: Persönliche Erinnerungen; G. Schmitt: Meine Begegn. mit einem überragenden Menschen und Priester; R. Amelunxen: Wir sind stolz auf diesen Mann; C. von Oer: Der Jünger des hl. Iganatius] – H. Gruber 1883-1946. Ein katholischer Publizist in der Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist. Mainz 1993.

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

F.M. Möß: Friedrich Muckermanns Werk in: Augsburger Postztg. 1933, Nr. 186 – F. Schreyvogel: Friedrich Muckermann, in: Grazer Volksbl. 1934, Nr. 109 – N. Herbermann: Friedrich Muckermann S.J. zum Gedächtnis, in: Begegn. 1, 1946 – G. Schmitt: Friedrich Muckermann S.J. Vermächtnis an unsere Zeit. Ein Gedenken zum 20. Todestag am 2. April 1966, in: Heimat und Glaube, Monatsbl. der kath. Heimatvertriebenen, Lippstadt, 18, 1966 – H. Rink: Friedrich Muckermanns Leben und Werk, in: Publik vom 9., 16., 23.4.1971 – F. Kroos: Friedrich Muckermann, in: R. Morsey (Hg.): Zeitgeschehen in Lebensbildern. Bd. 2. 1975 – D. Kaufmann: Ein „Warner gegen die Mächte der Finsternis“. Pater Friedrich Muckermanns Kampf gegen Bolschewismus und Nationalsozialismus in Münster 1924-1934, in: Überwältigte Vergangenheit. Erinnerungsschreiben, 1985, S. 13-28 – C. TerHaar:  P. Friedrich Muckermann S.J. und „Der deutsche Weg“. Kath. Exil in d. Niederlanden, in: Christliches Exil und christlicher Widerstand. Ein Symposion an d. Kath. Univ. Eichstätt. Hg. von W. Frühwald und H. Hürten. Regensburg 1987, S. 275-328 – W. Grabe: Katholisches Kino. Ein Experiment und sein Ende, in: Jahrbuch Westfalen 54, 1999, S. 195-199 – J. Schwarte: Friedrich Muckermann SJ, in: Die neue Ordnung, Bd. 60, 2006, S. 201-216.

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Bildnis

Fotogr. (Abb. in: Herbermann 1955, Reprod. Ref. Lit. des LWL Münster).

Nachlass/Vorlass

Bestände in Westfalen: StLB Dortmund: Brief an Wirtz, 11.3.1925, Münster.

Bestände außerhalb von Westfalen: 1. UB Bonn: Brief an Adolf Dyroff – 2. DLA Marbach: Brief an Gertrud von Le Fort, 6.10.1934, Münster.

Nachschlagewerke

Degener, 9. Aufl. 1928 – Hb. der dt. Gesellsch., Bd. 2, 1931 – Koch 1934 – Kosch, Bd. 2, 1937 – Kürschner: Nekrolog 1971 – Biogr. Hb. der deutschsprach. Emigration, Bd. 1, 1983 – Oberhauser 1983 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 10, 1986 – Dt. Biogr. Archiv, N.F., Fiche 915, Sp. 385-393.

Grabstätte/ Gedenkstätte

Geburtshaus: Lange Straße 9 in Bückeburg.

GND-Nummer
118737295   Link zu diesem Datensatz in der DNB