Emil Rosenow


Biographie

Geboren am 9. März 1871 in Köln als Sohn eines Schuhmachermeisters. Früher Tod der Eltern (1882; 1885). Er wuchs fortan bei einem Vormund in Köln auf. Besuch der Volksschule in Köln. Von 1885 bis 1891 Beschäftigung in einem Bankhaus. Bereits 14jährig begann er, Erzählungen zu schreiben, und als 15-Jähriger war er der fast alleinige Verfasser des Kölner Humorist. 1889 Mitarbeiter des Kölner Anzeigers und der Elberfelder Freien Presse. Für beide Zeitungen verfasste er Leitartikel und Novellen. Sozialdemokratisches Engagement und Vortragstätigkeit. Er musste deshalb seine Stellung als Bankangestellter aufgeben. Seit 1892 Wohnsitz in Chemnitz und Tätigkeit als Redakteur des Chemnitzer Beobachters. 1895 zweimonatige Haftstrafe wegen Beleidigung. 1896 dreimonatige Haftstrafe. Anschließend wurde ihm für zwei Jahre der Aufenthalt in den Vororten von Chemnitz untersagt. Seit 1898 war er Abgeordneter des Reichstags. 1903 Wiederwahl. Als sozialdemokratischer Redakteur blieben ihm […] die Gefängnismauern nicht fremd. Dreimal mußte er […] insgesamt ein halbes Jahr hinter Kerkermauern bei Selbstbeschäftigung und Selbstbeköstigung […] sitzen. (Biogr. Jb. und Nekrolog) Intensive Agitationstätigkeit. Seit 1898 freier Schriftsteller. Auf Verlangen des Parteivorstandes war er ein Dreivierteljahr Chefredakteur in Dortmund. Bekanntheit erlangte seine satirische sächsische Dialektkomödie aus dem Kleinbürgerleben Kater Lampe, die 1902 in Breslau, 1903 und 1906 in Berlin und im Laufe der Jahre überall in Deutschland gespielt wurde. Vom Jahre 1900 an unermüdliche Tätigkeit, um sein Leben fristen zu können. Sehr viele Novellen, Erzählungen, Humoresken sind in dieser Zeit entstanden. Jede Woche mußte er mindestens fünf Versammlungen abhalten. (Biogr. Jb. und Nekrolog) Er starb am 7. Februar 1904 in Berlin-Schöneberg.

Ein herausragender Wahl-Dortmunder (Lenhard 1984), dessen 1900 entstandenes Drama Die im Schatten leben in der Dortmunder Gegend spielt. Es enthält den Versuch, die kraftvolle Ruhrgebietssprache angemessen wiederzugeben. Gelegentlich hat man dem Autor eine größere Realitätsnähe als manchen Stücken des Naturalisten Gerhart Hauptmann zugeschrieben; so greift der Autor auf einen großen Arbeiterstreik zurück und schildert eine Bergarbeitertragödie: den Untergang einer Familie vor dem Hintergrund kapitalistischer Ausbeutung. Emil Rosenow wird von Germanisten der DDR heute als „das größte dramatische Talent der sozialistischen deutschen Literatur der Jahrhundertwende“ gefeiert. Der Literat […] wurde nun – erstaunlicherweise auch in unserer jüngsten Gegenwart – vor allem bekannt als Verfasser der satirisch-sächsischen Dialektkomödie „Kater Lampe“ (1903, gedruckt 1906). (Lenhard 1984)

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Selbstständige Veröffentlichungen

[umfangr. Slg. Fritz-Hüser-Inst., Stadt Dortmund] Kapital und Judenfrage. Flugschr. Chemnitz: Ludwig 1892 – 100.000 Soldaten mehr! Ein Wort zur Militärvorlage. Chemnitz: Ludwig 1893 – Frühlingsstürme. Roman. Chemnitz 1893 [verschollen; Erstveröffentl. in Chemnitzer Beobachter] – Daheim. Einakter. Chemnitz 1894 – Die Lüge. Roman. Chemnitz 1896 [verschollen; Erstveröffentl. im Chemnitzer Beobachter] – Der balzende Auerhahn. Vierakter. Berlin [nach 1898] – Bericht über die parlamentarische Tätigkeit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Berlin 1902 – postum: Wider die Pfaffenherrschaft. Kulturbilder aus den Religionskämpfen des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts. 2 Bde. Berlin: Buchhdlg. Vorwärts 1904f. VIII, 600; VII, 283 S. (StLB Dortmund, EDDB Köln, StB Wuppertal-Elberfeld); Neuaufl. Berlin: Kulturbilder-Verlag 1922 (ULB Münster) – Kater Lampe. Komödie in vier Akten. Leipzig: Theater- und Musikverlag 1906. 84 S. (StB Chemnitz); 8. Aufl. Berlin: Essig 1922 (= Die Volksbühne 4) (StB Wuppertal-Elberfeld) [Bespr. der Urauff. 1902 in: 1. Kunstwart, München, 17, 1902, H. 3, S. 154 (E. Detleff); 2. Die schöne Lit., Leipzig, 3, Nr. 17 vom 6.9.1902 (M. Koch); 3. Lit. Echo, Stuttgart, Berlin, 4, Nr. 23, S. 1644ff. (J. Scherek)]; Neuaufl. Stuttgart, Berlin 1926; 9. Aufl. Leipzig: Richter 1927. 84 S. (ULB Düsseldorf); Verfilmung Deutschland 1935/1936 [Regie: Veit Harlan]; Neuausg. von U. Münchow. 1972; Als Ms. gedr. Fassung von B. Schroeder u. U. Heising. Frankfurt a. M.: Verlag der Autoren 1979; Münsterländer Fassung von W. Brüggemann. Verden/Aller: Theaterverl. Mahnke 1997 – Die im Schatten leben. Soziales Drama in vier Akten. Mit Vorw. Berlin-Lichterfelde: Essig 1911. 155 S. [Urauff. Frankfurt a. M. Altbert-Schumann-Theater 1912]; 4. Aufl. Leipzig: Richter 1927. 106 S. (StLB Dortmund); Neuausg. von U. Münchow in: Naturalismus 1892-1899. 1970 – Kulturbilder aus drei Jahrhunderten. Mit Bild und Dokumenten aus der Zeit. 2 Bde. Berlin: Verlag der Kulturbilder 1922 – Bühnenstücke. Erweiterte Ausgabe. Altenmünster: Jazzybee Verlag 2012 [Online-Ressource] – postume Werkausgabe: Gesammelte Dramen. Hg. von A. Rosenow. Einl. von C. Gaehde. Berlin-Lichterfelde: Essig 1912. XIV, 409 S. [Bildn.] (ULB Münster, UB Bonn, Lipp. LB Detmold, StLB Dortmund).

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Herausgabe

Kölner Humorist 1887f. [Hg. und Beitr.] – Chemnitzer Beobachter 1892-1899 [Chefred.] – Rhein.-Westf. Arbeiterztg., Dortmund, 1899f. [Chefred.].

Unselbstständige Veröffentlichungen in

Kölner Anzeiger – Elberfelder Freie Presse – Neue Welt – Halbmonatsschr., Berlin – Der Wahre Jakob, Illustr. Zeitschr. für Satire, Humor und Unterhaltung, Berlin, [jew. Ged.; Erz.; Leitart.] – Vorwärts, Berlin, 1898-1904 – Unterhaltungsbeil. des Vorwärts, Berlin, 1898ff. – Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 1. Bd., 1899, H. 18, S. 548-557: Die Holzspielwaaren-Hausindustrie im oberen Erzgebirge – Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 1. Bd., 1900, H. 16, S. 492-499: Der Arbeiterschutz im Handelsgewerbe – Crimmitschau unterm Belagerungszustand. Berlin 1903, S. 20-24: „Wir halten aus!“postum: W. Theiss (Hg.): Kalendergeschichten. Stuttgart: Reclam 1977, S. 204-216: Die zehn roten Taler; S. 217-234: Zwei Agitatoren – Dramen des deutschen Naturalismus. Band 2. München: Winkler 1981, S. 465-540: Kater Lampe – Lit. in den Rheinlanden und in Westfalen 1996: Auszug aus „Kater Lampe“.

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Fernsehen

Verfilmungen: Kater Lampe. 1936 (Regie: Veit Harlan).

Literarische Zeugnisse

T. Bartholomäus: Ein gefundenes Fressen. Komödie nach Emil Rosenows „Kater Lampe“. Norderstedt: Verlag deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten 1996 – E. Moldt: De beschlagnahmte Kater. Komödie in vier Akten. Eine Bearbeitung der Komödie „Kater Lampe“ von Emil Rosenow. o.O.u.J.

Selbstständige Veröffentlichungen über

J. Lentner: Ernst Rosenow. Diss. Wien 1937 (Fritz-Hüser-Inst., Stadt Dortmund) – W. Höppner: Emil Rosenow in Chemnitz. Ein Schriftsteller und das literarisch-kulturelle Leben einer Industriestadt um die Jahrhundertwende. Hamburg: Kovač 1994.

Unselbstständige Veröffentlichungen über

M. Schippel: Nachruf, in: Vorwärts, Berlin, vom 28.3.1904 – E. Nidden: Rosenows „Prinz Friedrich“, in: Kunstwart, München, 25, 1910, H. 21, S. 160ff. – H. Spiero: Ernst Rosenow, in: Die Grenzboten, Brüssel, Leipzig, 71, 1912, H. 34, S. 370ff. – C. Schmidt: Ernst Rosenow, in: Das lit. Echo, Stuttgart, Berlin, 14, 1912, Sp. 819-824 [Bildn.] – M. Poensgen-Albert: Ernst Rosenow, der Dichter des Proletariats, in: Arbeiterztg. 24, Nr. 180 vom 4.7.1912 – A. Bartels: Emil Rosenow und Fritz Stavenhagen, in: A. Bartels: Die deutsche Dichtung der Gegenwart. Die Alten und die Jungen. 9. Aufl. Leipzig: Haessel 1918, S. 511-517 – C. Schmidt: Ernst Rosenow, in: Vorwärts, Berlin, 28, Nr. 113 vom 29.3.1921 – W. Mahrholz, M. Wieser: Naturalistisches Drama: Stavenhagen, Rosenow, Schönherr, in: W. Mahrholz, M. Wieser: Deutsche Literatur der Gegenwart. Probleme, Ergebnisse, Gestalten. Berlin: Sieben-Stäbe-Verl. 1930, S. 83 – H. Stolte: Der Dichter des „Kater Lampe“, in: Aufbau, Kulturpolit. Monatsschr., Berlin, 3, 1947, S. 208f. – H. Rößler: Emil Rosenow und die Arbeiterbewegung im Erzgebirge, in: Natur und Heimat, 1958, 12, S. 382f. – H. Rößler: Emil Rosenow. Schriftsteller, Redakteur und sozialistischer Abgeordneter, in: Der Heimatfreund für den Kreis Stollberg/Sachsen, 3, September 1958, S. 4-8 – Melzer: Emil Rosenow und die Arbeiterbewegung im Kreis Marienberg, in: Unsere Heimat. Monatsblätter, Marienberg, Februar 1965, S. 4f. – J. Eichhorn: Emil Rosenow und die erzgebirgischen Spielzeugmacher, in: Sächsische Gebirgsheimat. Ebersbach: Oberlaus. Kunstverl. 1965 – S. Hoefert: Rosenows „Kater Lampe“. Zur Wirkungsgesch. Gerhard Hauptmanns, in: Seminar 5, 1969, S. 141-144 – P. von Rüden: Emil Rosenow. Erfolg durch Verzicht auf sozialistische Tendenz, in: P. von Rüden: Sozialdemokratisches Arbeitertheater (1848-1914). Ein Beitrag zur Geschichte des politischen Theaters. Frankfurt a.M.: Athenäum 1973, S. 167-171 – D. Trempenau: Ein schreibender Parteifunktionär: Emil Rosenow – ein ‚Sohn des Volkes‘, in: D. Trempenau: Frühe sozialdemokratische und sozialistische Arbeiterdramatik. Stuttgart: Metzler 1979, S. 196-198 – H. Bernsmeier: Emil Rosenow: Daheim (1892-1899/1912), in: H. Bernsmeier: Das Bild des Körperbehinderten in der deutschsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt a.M.: Lang 1980, S. 271f. – H. Bernsmeier: Emil Rosenow: Die im Schatten leben (1900/1912), in: H. Bernsmeier: Das Bild des Körperbehinderten in der deutschsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt a.M.: Lang 1980, S. 273f. – U. Münchow: Ernst Preczang und Emil Rosenow, in: U. Münchow: Arbeiterbewegung und Literatur 1860-1914. Berlin: Aufbau 1981, S. 459-496 – G. Arnold: Emil Rosenow. Berühmte Persönlichkeiten unserer Heimat, in: Erzgebirgische Heimatblätter, 3, 1981, 2, S. 38 – A. Marshall: Emil Rosenow, in: A. Marshall: The German naturalists and Gerhart Hauptmann. Reception and influence. Frankfurt a.M.: Lang 1982, S. 230 – M. Blechschmidt: Emil Rosenow. Und nicht nur der Dichter von „Kater Lampe“, in: Karl-Marx-Städter Almanach, 2, 1983, 2, S. 41-43 – M. Claus: Emil Rosenow in Rothenthal. Auf den Spuren des Volksstückes „Kater Lampe“ und seinen Autoren, in: Erzgebirge. Jahrbuch für Heimatkunde und Heimatgeschichte, 1986, 2, S. 39-46 – Emil Rosenow „Kater Lampe“. Berliner Theater, in: A. Kerr, G. Rühle (Hg.): „Ich sage, was zu sagen ist.“ Theaterkritiken 1893-1919. Frankfurt a.M.: Fischer 1998, S. 161-163 – D. Hallenberger: Emil Rosenow und das frühe Bergarbeiterdrama, in: D. Hallenberger: Industrie und Heimat. Eine Literaturgeschichte des Ruhrgebiets. Essen: Klartext 2000, S. 95 – D. Hallenberger: Rosenows „Die im Schatten leben“, in: D. Hallenberger: Industrie und Heimat. Eine Literaturgeschichte des Ruhrgebiets. Essen: Klartext 2000, S. 95-99 – D. Germanese: Freie Volksbühne, Emil Rosenow, in: D. Germanese: Pan (1910-1915). Schriftsteller im Kontext einer Zeitschrift. Würzburg: Königshausen & Neumann 2000, S. 249-251 – M. John: Zur Hexenverfolgung im Geschichtsbild der deutschen Sozialdemokratie vor 1914. „Wider die Pfaffenherrschaft“ von Emil Rosenow, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 44, 2002, 3, S. 3-20; ebenfalls in: M. George (Hg.): Hexen. Historische Faktizität und fiktive Bildlichkeit. Dettelbach: Röll 2004, S. 297-314 – K.-H. Melzer: In den Herzen der Spielzeugmacher daheim, in: Jahrbuch für das Erzgebirge, 2004 (2003), S. 15f. – P. Paus: Emil Rosenow. Ein kurzes Leben als Schriftsteller, Redakteur, Reichstagsabgeordneter, in: Chemnitzer Roland, 25, 2018, 3, S. 31-34.

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Erwähnungen in

F. Arnold: Das mod. Drama. Straßburg/E. 1908 – E. Heilmann: Gesch. der Arbeiterbewegung in Chemnitz und dem Erzgebirge. Chemnitz 1912, S. 233, 252f., 255, 258f., 268f., 287f., 292 – K. Holl: Gesch. des dt. Lustspiels. Leipzig 1923 – Lenhard 1984, S. 178-228; hier: S. 188f.

Nachlass/Vorlass

Bestände in Westfalen: Fritz-Hüser-Inst. (Stadt Dortmund): Ms.; Bücher, Broschüren, Sammelbde., Rez., Mat.

Bestände außerhalb von Westfalen: 1. Theatermuseum Köln: Brief an Julius Hofmann, 26.10.1885 – 2. StB Chemnitz: M. Claus: Der Mann, der „Kater Lampe“ schrieb. Episoden aus dem kurzen Leben des Emil Rosenow. 67 S. [masch.]; Emil Rosenow in Chemnitz und im Erzgebirge. Fakten und Fotos aus den Jahren zwischen 1892 und 1898. Zusammengestellt von M. Claus. 67 S. [masch.] – 3. DLA Marbach: Lyrik, Dramatisches, Prosa, Briefe, Lebensdokumente.

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Sammlungen

1. Theatermuseum Köln: Zeitungsausschnittslg. – 2. StLB Dortmund: Zeitungsausschnittslg. – 3. WLA Hagen: Materialslg.

Nachschlagewerke

Reichstagshb. 1890-1912 – Biogr. Jb. und Dt. Nekrolog, Bd. 9, 1904; Bd. 13, 1910 – Geißler 1913 – Kullnick 1960 – Biographisches Lexikon des Sozialismus. Teil 1. Hannover: Dietz 1960, S. 251f. – Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Von den Anfängen bis 1945. Hannover: Verl. Sprache und Literatur 1963, S. 415-417 – Kürschner: Nekrolog 1971 – Zmegac, Bd. 2, 1980 – Vogt-Leppla 1983 – Oberhauser 1983 – Albrecht/Böttcher, Bd. 1, 1987 – Wilpert, 3. Aufl. 1988 – Hallenberger/van Laak/Schütz 1990 – Kindler, Bd. 14, 1992 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 13, 1992 – Barck 1994 – Lit. in den Rheinlanden und in Westfalen 1996 [Kurzbiogr.] – Dt. Biogr. Archiv, N.F., Fiche 1096, Sp. 318-325.

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Grabstätte/ Gedenkstätte

Auf dem Städt. Friedhof Berlin Schöneberg, Marxstraße (Abt. 4-6-23/24).

GND-Nummer
119194724   Link zu diesem Datensatz in der DNB