Jacob Heinrich Schmick


Biographie

Geboren am 27. August 1824 in Unglinghausen im Siegerland als Sohn eines Lehrers. Durch seinen Vater und einen Pfarrer wurde er soweit vorgebildet, dass er die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar in Soest bestand (1842). Nach der Lehrerprüfung kehrte er als Hauslehrer in das Siegerland nach Hillnhütten zurück. Ab 1847 studierte er, von Adolph Diesterweg unterwiesen, in Berlin. 1848 wurde er Hilfslehrer an der höheren Bürgerschule in Siegen. 1850 gründete er in Kirchen/Sieg eine Privatrektoratsschule. Diese Stelle musste er in der Reaktionszeit wegen unvorsichtiger Äußerungen aufgeben. 1852 ging er für vier Jahre als Privatlehrer nach England, wo er mit Ferdinand Freiligrath in Verbindung stand. Nach kurzem Aufenthalt in Frankreich war er von 1857 bis 1859 Lehrer in Bremen und Görlitz. 1859 Promotion zum Dr. phil. in Jena. Von 1861 bis zu seiner Pensionierung 1894 war er Oberlehrer am Realgymnasium in Köln. 1874 erhielt er wegen seiner „wissenschaftlichen Bestrebungen“ den Titel Professor. Er starb am 19. März 1905 in Köln.

Für seine Heimat ist er von großer Bedeutung geworden durch seine mundartlichen Schriften. 1868 erschienen zum ersten Male die schon einige Jahre vorher in der Siegener Zeitung abgedruckten „Riimcher uß d’m Seejerland“ als Buch. Schmick hatte diese um 1859 in Bremen begonnene Sammlung wohl unter dem Einfluß von Fritz Reuter und Klaus Groth zusammengestellt, die wenige Jahre vorher ihre großen mundartlichen Dichtungen hatten erscheinen lassen. Man hat dieses kleine Buch mit Recht als eine erschöpfende Volkskunde des Siegerlandes bezeichnet. Es stellt aber zugleich bei den weitgreifenden Veränderungen, die das Siegerland seitdem erfahren hat, eine einzigartige Quelle zur Erkenntnis der Vergangenheit dar. Schließlich hat Schmick mit seinen Dichtungen auch eine gewaltige sprachliche Tat vollbracht. Es ist kein Zufall, daß dieses einzigartige mundartliche Buch im Siegerland bis in unsere Zeit hinein immer wieder aufgelegt worden ist. Weniger groß war der Widerhall, den Schmick mit seiner 1887 erschienenen Sammlung „Drejaderspeelcher uß d’m Seejerland“ fand. Das Gebiet der Kunstdichtung war offenbar für den Verfasser, dessen Stärke nun einmal die Volksdichtung ist, nicht geeignet. (Zitate nach: Siegerländer Lebensbilder 1954)

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Selbstständige Veröffentlichungen

Riimcher uß d’m Seejerland va’nm Seejerlänner. Siegen 1868; 5. Aufl. Siegen: Montanus 1925 (StUB Köln, ULB Dortmund); 8. Aufl. Siegen: Vorländer 1951. 104 S. (ULB Münster, StLB Dortmund); Siegen: Buchholz 1882. VIII, 112 S. (ULB Düsseldorf, Germ. Sem. der WWU Münster) – Die Umsetzung der Meere. Und die Eiszeiten der Halbkugeln der Erde. Ihre Ursachen und Perioden. Köln: DuMont-Schauberg 1869; Nachdruck: Norderstedt: Hansebooks 2017 – Thatsachen und Beobachtungen zur weiteren Begründung seiner neuen Theorie einer Umsetzung der Meere durch die Sonnenanziehung und eines gleichzeitigen Wechsels der Eiszeiten auf beiden Halbkugeln der Erde. Görlitz: Remer 1871 – Die neue Theorie periodischer säkularer Schwankungen des Seespiegels und gleichzeitiger Verschiebungen der Wärmezonen auf Nord- und Südhalbkugel der Erde. Münster: Russell 1872 – Die Aralo-Kaspi-Niederung und ihre Befunde im Lichte der Lehre von den säkularen Schwankungen des Seespiegels und der Wärmezonen. Leipzig: Scholtze 1874 – Die Gezeiten. Ihre Folge- und Gefolge-Erscheinungen. Leipzig: Scholtze 1876 – Der Mond als glänzender Beleg für die kosmisch bewirkte säkulare Umlegung verschiebbarer Bestandtheile der Weltkörper. Leipzig: Scholtze 1876 – Sonne und Mond als Bildner der Erdschale erwiesen durch ein klares Zeugnis der Natur. Einige Verwendung dieses Ergebnisses. Leipzig: Georgi 1878 – Ein Wissen für einen Glauben. Naturstudien den Zweifelnden zur Beruhigung vorgelegt. Köln: Lengfeld 1878 [Rez.: Natur und Offenbarung, Bd. 26, 1879] – Das Flutphänomen und sein Zusammenhang mit den säkularen Schwankungen des Seespiegels. Leipzig: Georgi 1879 – Sonne und Mond als Motoren und Anordner der beweglichen Bestandtheile der Erde, für die Schüler der Oberklassen dargestellt. o. O.: 1879 – Der Planet Mars, eine zweite Erde. Nach Schiaparelli. Mit 1 Kt. und 8 Holzstichen. Leipzig: Georgi 1879. 64 S. – Die Nachbarwelten als gegenseitige Gestalter. Ein Handbuch für Lehrer und Gebildete. Leipzig: Georgi 1880. IV, 77 S. [Holzschn.] – Hundert deutsche Texte. Zur Übersetzung ins Englische in der Oberklasse der Realgymnasium und Ober-Realschule entworfen und mit zugehöriger Wörtersammlung versehen. Köln: M. Die Mont-Schauburg’sche buchhandlung 1883 – Die Unsterblichkeit der Seele. Naturwissenschaftlich und philosophisch begründet. Ein Wissen für einen Glauben. Leipzig: Reißner 1886. VIII, 207 S. (EAB Paderborn, UB Bochum-Querenburg) – Drejaderspeelcher d’m Seejerland. Siegen 1887 – Ist der Tod ein Ende oder nicht? Gespräche über das Erdenleben und die Menschennatur. Leipzig: Spohr 1888 – Geist oder Stoff? Gespräche über die irdische Lebewelt. Leipzig: Spohr 1889. 163 S. – Die Erde kein Abschluss. Vorträge und Gespräche über alle Entwickelung. Leipzig: Spohr 1890 – Die nachirdische Fortdauer der Persönlichkeit. Beleuchtung dieser Frage durch neuere und neueste Einblicke in die Menschennatur. Vorträge und Gespräche. Leipzig: Spohr 1891 – Kleine Dichtungen in Siegerländer Mundart. 4. Aufl. 1903. 112 S. – ferner: Veröffentl. zur Geologie und Theologie sowie zur engl. Sprache und Literatur.

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Übersetzungen

Hundert kleine deutsche Dichtungen für den Gebrauch beim englischen Unterrichte metrisch übersetzt. Köln: Warnitz 1881. X, 197 S. (StUB Köln).

Unselbstständige Veröffentlichungen in

Siegener Ztg. [vor 1868]: Riimcher uß’m Seejerland – Kölner Realschule 1, 1868, o. S.: Mittheilungen aus dem englischen Schullebenpostum: Tungenslag 1. Tradition und Modernität. Mundartlesebuch für Westfalen-Lippe. Emsdetten: Lechte 1991, S. 300: Dr Seejerlänner Hirte; S. 302: De Berglüh.

Briefe

Aus dem wissenschaftlichen Nachlass von Charles David Mayer-Eymar: an Charles David Mayer-Eymar vom 08.11.1881 – an Charles David Mayer-Eymar vom 14.06.1889.

Unselbstständige Veröffentlichungen über

W. Weyer: „Die Riimcher uss d’m Seejerland“ von Jakob Heinrich Schmick, in: Siegen und das Siegerland 1924, S. 64-69 – Das Geburtshaus des ersten Dichters der Siegerländer Mundart, Prof. Dr. Jacob Heinrich Schmick, geb. am 27. August 1824 in Unglinghausen, in: Heimatland, Siegen, 1, 1926, S. 161 [anonym; mit Abb.] – Ehrung des ersten Dichters der Siegerländer Mundart, Prof. Dr. Jakob Heinrich Schmick, in: Siegener Ztg. vom 30.5.1932 [anonym] – H. Kruse: Dem Siegerländer Dichter Jakob Heinrich Schmick zum Gedächtnis, in: Sauerländ. Gebirgsbote 40, 1932, S. 122 [mit Abb.] – Weihe einer Gedenktafel am Hause von Jacob Heinrich Schmick in Unglinghausen, in: Siegerland 14, 1931, S. 22f. [anonym; mit Abb.] – H. Bensberg: “Vamm Brandewing stiff, dt Kend vrgesse“. Erinnerungen an den Unlinghäuser Lehrersohn Jacob Heinrich Schmick, in: Siegerländer Heimatkalender, 2003, 79, S. 130 – H. R. Vitt: Johann Heinrich Schmick (1800-1859) Dorfschullehrer in Unglinghausen. Zum 100. Todestag seines Sohnes Prof. Dr. Jacob Heinrich Schmick, gestorben am 19. März 1905 in Köln, in: Siegerland, 2005, 82, 1, S. 43.

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Nachschlagewerke

Poggendorff, Bd. 3,2, 1898; Bd. 4,2, 1902 – Brümmer, 6. Aufl. 1904 – Biogr. Jb. und Dt. Nekrolog 10, 1905 – Kürschner: Nekrolog 1936 – Siegerländer Lebensbilder 1954 [mit Abb.] – Nassauische Biogr., 2. Aufl. 1992 – Dt. biogr. Archiv, N.F. Fiche 1157, Sp. 232-238.

Grabstätte/ Gedenkstätte

Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Unglinghausen, Hauptstraße 16.

GND-Nummer
1024271382   Link zu diesem Datensatz in der DNB