Arnold Albert Scholl


Biographie

Geboren am 13. Februar 1926 in Wetter. Jugendzeit dort und in Hagen. Nach Arbeitsdienst und Militär Studium der Germanistik (bei Richard Alewyn, Clemens Heselhaus, Erich Trunz und Benno von Wiese) sowie der Philosophie und Publizistik in Köln und Münster. Parallel und anschließend freiberuflicher Schriftsteller (Lyrik, Hörspiel, Essay, Radio-Essay), zuletzt in Bremen. Ab 1957 bis 1991 Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bei Siemens. Nach 1962 nur noch sporadisch literarisch tätig. Lebte ab 1963 in der Nähe von Erlangen. Am 28. Februar 2004 in Hemhofen gestorben.

Zeitgleich mit P. Celans und H. Heissenbüttels, W. Höllerers, H. Pionteks und Ingeborg Bachmanns Erstveröffentlichungen erschien 1953 Die gläserne Stadt mit Gedichten, die Einflüsse Benns aufnahmen. Die Frage, auf welche Weise die Realitätsvokabeln (H. Broch) der gewandelten Lebenswelt für die zeitgenössische Literatur und Kunst nutzbar zu machen seien, ist Gegenstand von Scholls begleitenden theoretisch-kritischen Arbeiten, auch des eigenen Gedichts, das er als Molekularmodell aus Vokabeln, Kirchenfenster, aus Substantiven, Spinnennetz aus Erinnerungen, Prisma aus Utopien interpretiert (vgl. Poesie, in: Mein Gedicht ist mein Messer, 1953). In den Gedichten wie in der Funkballade Der synthetische Traum (in: Menschen, Wege, Stationen. München 1984) werden Dingwelt und Vokabular der Technik und der City zum Medium einer Poesie, die es unternimmt, eine neue Dimension existentieller Welt- und Selbsterfahrung authentisch zur Sprache zu bringen. Die Doppelbödigkeit der faszinierenden neuen Welt ist zentrales Thema des zweiten und letzten Gedichtbandes Keiner zu Hause (1960), dessen Wort- und Bildsprache sich zu größter Einfachheit zurücknimmt.

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Auszeichnungen

Bertelsmann-Stipendium (1955).

Selbstständige Veröffentlichungen

Die gläserne Stadt. Gedichte. Düsseldorf: Diederichs 1953 – Keiner zu Hause. Gedichte. Stierstadt/Ts.: Eremiten-Presse 1960 [Holzschnitte von G.B. Fuchs].

Herausgabe

Alter. München: Bruckmann 1981 [mit J. von Hollander] – Menschen, Wege, Stationen. Ein Lesebuch. München: Bruckmann 1982, 1983 [mit W. von Hollander], 1984, 1985, 1986 – Zwischen gestern und morgen. Ein Lesebuch. München: Bruckmann 1987, 1988, 1989, 1990, 1991.

Unselbstständige Veröffentlichungen in

Die neue Furche 1951, H. 7-9; 1952, H. 3-4 – G. Blöcker, K. Karsch, W. Schürenberg (Hg.): Das Treppenhaus. 33 Ged. aus unserer Zeit. Berlin 1953 – Schweizer Rundschau 1952/53: Lyrik in unserer Zeit. Ein Beitrag zur Problematik des modernen Gedichts, 54, 1954/55: Die gestundete Zeit. Junge deutsche Lyrik nach dem Kriege; 55, 1955/56: Dichtung als Symptom [auch in: Das Gedicht 2, 1955/56] – origin X. Vjs. Hamburg 1953 – Origin. A Quarterly for the Creative, featuring New German Poetry. Dorchester/Mass. 1953 – Akzente 1954, H. 4 [Funkballade]; vollständig in: Rufer und Hörer, Mai, Juni 1954 – R. Ibel (Hg.): Das Gedicht. Jb. zeitgenöss. Lyrik 1954/55; 1955/56: Dichtung als Symptom – Dt. Rundschau, Mai 1952, Aug. 1955 – Die Zeit vom 10.2.1955: Tiefer beugen sich die Sterne [über Else Lasker-Schüler] – Eckart, Jan.-März 1955 – H. Bender (Hg.): Mein Gedicht ist mein Messer. Heidelberg 1955 [2 Ged.] – Rhein. Merkur vom 22.7.1955: Der Rest im Kugelglas [über Else Lasker-Schüler]; 24.12.1955: Marienlegende und Ölbergmotiv [über Konrad Weiß]; 21.9.1956: Welt ohne Pathos [über Oskar Loerke] – Neue Dt. Hefte, Gütersloh, Febr. 1955: Das Luziferische in der modernen Kunst; Juli 1956 – Schweizer Rundschau 51. Jg., H. 8; 52. Jg. H. 3; 54. Jg., H. 1 und 9 – K. Greifenstein (Hg.): Mitten im Strom. Mannheim 1956 – Poesia nuova. A. II-N 3-4, Luglio-Dicem, Alcamo, Rom 1956 – W. Höllerer (Hg.): Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. 1956 [6 Ged.] – J. Günther, R. Hartung (Hg.): Lyrik unserer Zeit. Gütersloh 1957 – H. Wolff (Hg.): Lyrik unserer Zeit. Dortmund 1958 – Jahresring 1958/59, Stuttgart 1958: Unsichtbar betörendes Spiel. Über das dichterische Hörspiel Günther Eichs und Ingeborg Bachmanns – Merkur, Stuttgart, Nr. 129, 1958 – Jahresring 1959/60. Stuttgart 1959: Möglichkeiten und Grenzen des dichterischen Hörspiels – H. Bingel (Hg.): Dt. Lyrik. Ged. seit 1945. Stuttgart 1961 – K. Leonhart, K. Schwedhelm (Hg.): Lyrik aus dieser Zeit. München, Esslingen 1961, 1963f. – Lex. der Weltliteratur im 20. Jh. Bd. II. Freiburg/Br. 1961: Lyrik Deutschland – H. Schulz (Hg.): Weggefährten. Gevelsberg 1962 – Lotblei. Emsdetten 1962 – Modern German Poetry 1910-1960. London 1962 – Gegen den Tod. Freiburg/Br. 1963 – B. Vesper, G. Enßlin (Hg.): Gegen den Tod. Stimmen dt. Schriftsteller gegen die Atombombe. Stuttgart 1964, 1982 – K. Morawitz (Hg.) Dt. Teilung. Ein Lyrik-Lesebuch. Wiesbaden 1966 – W. Fietkau (Hg.): Poeten beten. Wuppertal-Barmen 1969.

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Tonträger

Poetry 1 & 2. …in the focal point of what does not occur… Berlin: Astoria 1997 [Komponiert von Christian Banasik].

Rundfunk

Der synthetische Traum. Funk-Ballade (RB 1954) – Reise in die Gegenwart. Hörspiel (RB 1956) – Neue Kunst und alter Glaube. I. Das verlorene Paradies. Die Diagnose der Traditionalisten, untersucht auf ihren theologischen und psychologischen Kern; II. Planetarische Kunst. Der neue Ordo-Gedanke und seine Fügung im Bilde; III. Abglanz der Schönheit Gottes. Moderne Kunst im kirchlichen Raum, ihre Probleme und exemplarischen Einzellösungen (SFB 1956) – Gottfried Benn. Picasso der Poesie (NDR 1956) – Betörend-unsichtbares Spiel. Auf der Suche nach der literarischen Form des Hörspiels (SFB 1957) – Haben wir es wirklich noch einmal geschafft? Eine westliche Gewissenserforschung (SFB 1957) – Poetry I & II … in the focal point of what does not occur … Vertonung von Christian Banasik (BBC London 1991).

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

H. E. Holthusen: Albert Arnold Scholl, in: H. E. Holthusen: Ja und Nein. Neun krit. Versuche. München 1954, S. 144ff. – H. E. Holthusen: Fünf junge Lyriker, in: Merkur, Stuttgart, 8. Jg. 1954, S. 378f. – C. Hohoff: Flötentöne hinter dem Nichts, in: Neue Dt. Hefte, Gütersloh, 1, 1954 – O. Wessel: Wege zum Funkgedicht, in: Rufer und Hörer, Stuttgart, März/April 1954 – H. Timm: Der synthet. Traum, in: Bremer Nachr. vom 18.3.1954 – G. Musa: Contributo ad un panorama della giovane poesia tedesca nell’ultimo decennio, in: Poesia nuova A. II-N 3-4, Luglio-Dicem, Alcamo, Rom 1956 – R. N. Maier: Das moderne Gedicht. Düsseldorf 1958, S. 45, 74, 122 – I. Meidinger-Geise: Kath. Dichtung in Deutschland. Köln 1958, S. 95ff. – F. Kranz: Wege zum Abituraufsatz. Die Gedichtinterpretation. München 1963, S. 72f. – G. Ried: Albert Arnold Scholl “Retrospektiv“, in: O. Bohusch: Interpretationen moderner Lyrik. 13. Aufl. Frankfurt a. M.: Diesterweg 1975, S. 103 – H. Wiedow: Zwei Schriftsteller aus Hagen. A. Arnold Scholl und Kurt Hancke, in: HagenBuch, Hagen 2008, 3, S. 237 – T. Keith: Heckmann, Hölzer, Scholl. Drei vergessene Lyriker der fünfziger Jahre, in: Die Lyrik der fünfziger Jahre. München: Edition Text & Kritik 2017, S. 173.

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Erwähnungen in

Deutsche Dichtung des 20. Jahrhunderts 1. Vom Naturalismus zum Surrealismus. Zürich: Orell Füssli 1962 – K. Schuhmann: Weltbild und Poetik. Zur Wirklichkeitsdarstellung in der Lyrik der BRD bis zur Mitte der siebziger Jahre. Berlin: Aufbau 1979 – W. Hinderer: Arbeit an der Gegenwart. Zur deutschen Literatur nach 1945. Würzburg: Königshausen & Neumann 1994 – J. Enklaar (Hg.): Wechseltausch. Übersetzen als Kulturvermittlung. Deutschland und die Niederlande. Amsterdam: Rodopi 1995 – W. Barner (Hg.): Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. München: Beck 2006 – K Herrmann: Poetologie des Erinnerns. Ernst Meisters lyrisches Spätwerk. Göttingen: Wallstein 2008.

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Nachlass/Vorlass

Bestände außerhalb von Westfalen: DLA Marbach: Gedichte, Prosa, Rez., div. Materialien; Briefe an Gottfried Benn, 1951 (2), 1953 (2); an Wilhelm Hoffmann, 1956-1958 (5), 1961 (1); an Gertrud von Le Fort, 1951 (2); an Wilhelm Lehmann, 1951 (2).

Nachschlagewerke

Lex. der Weltlit. Bd. 1. Freiburg/Br. 1960 – Killy, Bd. 10, 1992 – Freund 1993 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 16, 1996 – Kürschner: Dt. Lit.-Kalender 1958, 1998 – Dt. Bibliothek.

GND-Nummer
116895594   Link zu diesem Datensatz in der DNB