Gerd Semmer


Pseudonym
Moritz Messer.
Biographie

Geboren am 21. Dezember 1919 in Paderborn als Sohn eines Schneiders. Er unterbrach die Gymnasialzeit, um eine Schneiderlehre beim Vater zu absolvieren. 1943 Meisterprüfung in Weimar. Anschließend holte er das Abitur nach. Bereits 14jährig […] war der Schüler schwer erkrankt, erst beim 19jährigen konnte die Krankheit diagnostiziert werden: chronische Nephritis, Lebenserwartung keine fünfzig Jahre. So wurde Semmer nicht Soldat, nähte nur Soldatenanzüge in der Schneiderwerkstatt seines Vaters. Nach Meisterprüfung und Abitur war für ihn damit der Weg frei, endlich eigenen Interessen nachzugehen (K. Füllner). 1943/44 und 1946 Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Wien, nach Kriegsende seit 1946 auch der Romanistik in Marburg. Beeinflussung durch Bertolt Brecht. Beginn einer Doktorarbeit über dessen frühe Stücke (1953 aufgegeben). Politisierung. Literarische Veröffentlichungen bleiben zunächst ungedruckt. Daneben Interesse am Puppenspiel: die Kasparmaske [wird] zum Vehikel, politische Kritik zu äußern (K. Füllner). Studium der Literaturgeschichte. 1951 in Marburg Stelle als Dolmetscher in der dortigen Marokkaner-Kaserne. 1952 Regieassistent und wissenschaftlicher Berater bei Erwin Piscator in Marburg und Gießen. Mitarbeit an zwei Büchner-Inszenierungen (Dantons Tod, Leonce und Lena). 1956 und 1959 weitere Tätigkeit für Piscator, ohne, dass daraus eine dauerhafte Anstellung wird. 1953, nach Gründung einer Familie, Umzug nach Düsseldorf. Arbeit als Redakteur für die humoristisch-satirische Zeitung Michel (Pseud.: Moritz Messer), in der bis 1957 seine satirischen Gedichte und Kurzprosa sowie Buchbesprechungen erscheinen. Daneben von 1954 bis 1956 Betreuung des Feuilletons der Deutschen Volkszeitung. Ab 1957 war er Kulturredakteur der Wochenzeitung Stimme des Friedens, die 1959 verboten wurde. Seitdem freier Schriftsteller. Er starb am 12. November 1967 in Ratingen.

... mehr lesen weniger
Auszeichnungen

Tucholsky-Chanson-Preis der Zeitschrift konkret (1958) – Heinrich-Heine-Preis der DDR (1960).

Selbstständige Veröffentlichungen

Die Engel sind müde. Verse und andere Prosa aus dem Schlaraffenland. Berlin: Aufbau 1959 – Widerworte. Gedichte und Chansons. Berlin: Aufbau 1965 [Illustr. von D. Süverkrüp] – Geschichten von Herrn B. 99 Brechtanekdoten. Frankfurt a. M.: Insel 1967; Berlin: Eulenspiegel 2016; Leipzig: Reclam o.J. [mit A. Müller] – postum: Zeitgedichte. München 1979 – Wir wollen dazu was sagen. Worte, Widerworte und Bilder aus der ersten Hälfte der Bundesrepublik. Texte für eine andere Republik 1949-1967. Hg. von U. Achten. Oberhausen: Asso 1999 – Werkausgabe: Gedichte. Ausgew. von U. Püschel. München: Damnitz 1979 – Lesebuch Gerd Semmer. Zusammengestellt von K. Füllner. Bielefeld: Aisthesis 2018.

... mehr lesen weniger
Herausgabe

Michel [ab 1954 u.d.T. Der neue Michel; ab Nov. 1954 u.d.T.: Der Deutsche Michel], Düsseldorf, 1953ff. [Red.; eigene Beitr. unter dem Pseud. Moritz Messer; u.a. Moritz Messers Schmökerecke] – Dt. Volksztg. 1954-1956 [Feuilleton] – Stimme des Friedens 1957 [Kulturred.].

Übersetzungen

Paul Tillard: Der Puppenspieler von Peking. Roman. Düsseldorf: Fladung [1957; Illustr.] – Ça ira. 50 Chansons, Chants, Couplets und Vaudevilles aus der Französischen Revolution 1789-1795. Hg. und übertr. Berlin: Rütten & Loening 1958; dazu Schallplattenaufnahmen mit D. Süverkrüp; 1962; Ahrensburg: Damokles Verlag 1964 – Sergio Liberovici, Michele L. Straniero: Pueblo que canta. Lieder aus dem neuen spanischen Widerstand. Ahrensburg: Damokles Verlag 1965 – Europäische Widerstandslieder gegen den Faschismus. Dortmund: Pläne 1965.

... mehr lesen weniger
Unselbstständige Veröffentlichungen in

Dt. Volksztg. [nach 1953] – Der neue Michel, Düsseldorf, 1953ff. [Pseud. Moritz Messer] – Stimme des Friedens, Wochenztg. [nach 1953] – Wege zueinander 1953, 3: Johann Gottfried Herder und die deutsche Nation – Mitteilungen und Diskussionen, Köln 1960, 4, S. 1: Sollen wir Brecht spielen? [mit A. Müller] – Geist und Zeit, Darmstadt 1960, 6, S. 45: Zeichner und Schriftsteller sind Zwillinge. Meine Zwillinge Richard Ebert und Günther Strupp – Nachrichtenbrief, Köln 1962, 3, S. 1: Warum ist Bertold Brecht so aktuell? – NDL 1965, 13, 9, S. 54: Verbrannte Erde in Deutschland – Nachrichtenbrief, Köln 1966, 44, S. 73: Bericht über eine Brecht-Woche II – kürbiskern, München, 1966, H. 4: Der kleine König – F. Hofmann (Hg.): Über die großen Städte. Berlin: Aufbau 1968, S. 360: Frühling unserer Städte – Nachrichtenbrief, Köln 1968, 63, S. 85: Nachgelassene Aufsätze. “Trommeln in der Nacht“ – R. Baumgart (Hg.): Über Uwe Johnson. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1970, S. 21: Mutmaßungen über dialektische Schreibweise – J. P. Wallmann (Hg.): Von den Nachgeborenen. Dichtungen an Bertold Brecht. Zürich: Verlag der Arche 1970, S. 12: Herr Keuner und sein Schöpfer; S. 60: Neues Courage-Lied – E. Schöfer (Hg.): Die Kinder des roten Großvaters erzählen. Berichte zur Vor- und Frühgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a. M.: Fischer 1976, S. 192: Ballade vom erfrorenen Kind – J. H. von Heiseler (Hg.): Die Französische Revolution 1789-1989. Revolutionstheorie heute. Frankfurt a. M.: IMSF 1988, S. 415: Die Lieder der Französischen Revolution [mit D. Süverkrüp] – V. Kühn (Hg.): Wir sind so frei. Kabarett in Restdeutschland 1945-1970. Weinheim: Quadriga 1993, S. 227: Atomgedicht 57; S. 258: Ich vermisse Nationalgefühl.

... mehr lesen weniger
Tonträger

Warnung. Rattengift ausgelegt! Kinder & Haustiere fern halten. Chansons von Gerd Semmer und Dieter Süverkrüp. Dortmund: Pläne 1962 – Ein Lied, drei, vier. Neue Chansons von Gerd Semmer und Dieter Süverkrüp. Dortmund: Pläne 1963 [mit dem Covertext: Chansons sind poetische Reportagen] – Ostersongs 62/63. Lieder zum Ostermarsch. Dortmund: Pläne 1963 [mit D. Süverkrüp] – Wir wollen dazu was sagen. Neue Lieder gegen die Bombe. Dortmund: Pläne 1964 [mit D. Süverkrüp] – Das Scheusal ist begabt! Anekdoten über Brecht. Janine Strahl-Oesterreich. Die Texte basieren auf der Anekdotensammlung „Geschichten vom Herrn B.“ von A. Müllersen. und G. Semmer. Regie: G. Zschiedrich. Berlin: Eulenspiegel-Das-Neue-Berlin-Verl.-Ges. 2008.

... mehr lesen weniger
Unselbstständige Veröffentlichungen über

U. Püschel: Gerd Semmer. Widerworte. Kunst und Umwelt, in: Neue Dt. Literatur 16, 1968 – U. Püschel: Gerd Semmers Gründerjahre, in: kürbiskern, München, 1979, H. 4, S. 105 – Heimischen Dichter Gerd Semmer „entdeckt“, in: Westf. Volksblatt, Paderborn, vom 27.2.1988 – K. Füllner: Frieden, ein „gefährliches“ Wort. Gerd Semmers politische Lyrik der 50er Jahre, in: Bilanz Düsseldorf ‘45. Kultur und Gesellsch. von 1933 bis in die Nachkriegszeit. Hg. von G. Cepl-Kaufmann, W. Hartkopf, W. Meiszies. Düsseldorf 1992, S. 339-350; überarb. Fassung in: Literatur in Westfalen 2, 1994, S. 223-236 – Ein fast vergessener Paderborner: Der politische Lyriker Gerd Semmer wäre heute 75 geworden, in: Neue Westfälische, Paderborn, vom 21.12.1994 [Fotogr.] – Räuber-Puppe trug im Krieg Züge von Hitler. Kolleg würdigt Gerd Semmer, in: Westf. Volksblatt, Paderborn, vom 4.3.1995 – Semmer-Ausstellung im Westfalen-Kolleg, in: Neue Westfälische, Paderborn, vom 9.3.1995 – K. Füllner: ‚Traum des Ikarus‘. Gerd Semmers letztes Sonett, in: A. Neuhaus-Koch (Hg.): Literarische Fundstücke. Heidelberg: Winter 2002.

... mehr lesen weniger
Erwähnungen in

U. Hahn: Literatur in der Aktion. Wiesbaden: Athenaion 1978 (Hamburg Univ. Diss.) – W. Gödden: 1968. Pop, Protest und Provokation in 68 Stichpunkten. Ein Materialienbuch. Hg. von F. Dummann und C. Ehlert. Bielefeld: Aisthesis 2017.

Nachlass/Vorlass

Bestände außerhalb von Westfalen: Akad. der Künste, Berlin. Werkmss. zu Ged., Liedern, Stücken, Prosa und publ. Arbeiten; Materialslg. zu Brecht; Tagebücher, Korrespondenz; Bibl.; Briefe an den SFB (4); an H. Buchmann (2); H. Bunge (1); den HR (2); J. Gnauck (1); M. Gorelik (1); den NDR (1); G. Prüfer (1), den SDR (1); J. Teuschert (1); E. Thiek (1); G. Titt (1); J. Heartfield (1); W. Herzfelde (1); die Zeitschr. ndl (1); P. Meyer (1); W. Migge (1); E. Piscator, 1952-1961 (44); von E. Piscator, 1952-1961 (22) – vgl. Nachlässe und Slg. zur dt. Kunst und Literatur des 20. Jhs. Die Bestände der Stiftung Akad. der Künste Berlin. München 1995.

... mehr lesen weniger
Sammlungen

1. StA Paderborn: Zeitungsausschnittslg. – 2. StLB Dortmund, Personenslg.: Zeitungsausschnittslg.

Nachschlagewerke

Oberhauser/Oberhauser, 2. Aufl. 1983 – Killy, Bd. 11, 1992 – Böttcher, Bd. 2, 1993 – Kürschner: Nekrolog 1936-1970 – Kosch: Theaterlex., Bd. 3 – Albrecht-Dahlke, Bd. 2,2 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 17, 1997 – Westf. Literaturführer 1992 – Literatur in NRW, Bd. 3, 1998 – Dt. Biogr. Archiv, N.F., Fiche 1216, Sp. 407 – Lex. deutschsprachiger Schriftsteller. 20. Jh. Hildesheim 1993 – Dt. Biogr. Enzyklopädie, Bd. 9, 1998 – Dt. Bibliothek.

... mehr lesen weniger
GND-Nummer
117469769   Link zu diesem Datensatz in der DNB