Hannes Wader


Biographie

Geboren am 23. Juni 1942 als Hans Eckhard Wader in Bethel bei Bielefeld. Lehre als Dekorateur. 1963 bis 1968 Grafikstudium in Bielefeld und Berlin (abgebrochen). Im Berlin der 1960er Jahre faszinierten ihn mehr die Clubs und Kneipen, begeisterte ihn die Tradition der „American Folk Music“. (Munzinger-Archiv) 1966 mit einem Auftritt auf der Burg Waldeck Beginn seiner Karriere als sozialkritischer Liedermacher. Er geriet in den Verdacht, einer terroristischen Vereinigung anzugehören. Eine im Rückblick anekdotische, zur damaligen Zeit für Waders Laufbahn aber sehr schädliche Begebenheit hatte daran wesentlichen Anteil: Für die Dauer einer Tournee vermietete Wader seine Wohnung an eine junge Frau, die sich als Studentin ausgab, in Wirklichkeit aber [die Terroristin] Gudrun Enßlin war. Deren gründlich mißlungene Versuche, Bomben zu basteln, verwüsteten Waders Wohnung, führten zu einer Verhaftung und auch zu einem langandauernden Medienboykott. (Munzinger-Archiv) Seit Mitte der 1970er Jahre zahlreiche stilistische Wandlungen zwischen Politik (zeitweilig beim DKP-nahen pläne-Label), Volkslied, Chanson und Adaptionen fremder Autoren (u.a. Villon; Carl Michal Bellman), wobei er von Musikern wie Reinhard Mey unterstützt wurde, ohne jedoch an seine frühere Popularität anknüpfen zu können.

In den ersten, von 1965 an geschriebenen Liedern gab sich W. als studentischer Bohemien und Großstadtnomade, dann fand er in der DKP polit. Heimat und Identität. Seine Liebeslieder und Songs zu Friedens-, Drogen- und Umweltproblemen und seine histor. Balladen lehnen sich musikalisch an angloamerikanische Stile und Formen an. Erzählende Lieder („talking blues“) haben oft den Umfang von Kurzgeschichten. W. nahm auch Brechtsongs, Volks- und Arbeiterlieder und plattdt. Weisen ins Programm. (Killy-Literaturlexikon)

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Auszeichnungen

Dt. Kleinkunstpreis Chanson (1974) – Andreas-Rottendorf-Preis für niederdeutsche Literatur (2022).

Selbstständige Veröffentlichungen

Es ist an der Zeit. Stuttgart: MSB Spartakus 1981 – Wieder unterwegs. Songbuch. Dortmund: Verlag Pläne 1983 – Uns bleibt keine Wahl. Eine Hannes-Wader-Auswahl. Herning: Systime 1983 – Daß nichts bleibt, wie es war. Texte und Noten. Dortmund 1984 – Liederbuch. Köln: Bund 1999 – Hannes Wader sechzig. Zum 60. Geburtstag von Hannes Wader. Hg. von SCALA. 2002 – B. Dapper (Hg.): Hannes-Wader-Liederbuch. Mainz: Schott 2004 – Hannes Wader. Lieder 2000-2005. Musikdruck. Dortmund: Verlag Pläne 2006 – Trotz alledem. Mein Leben. München: Penguin 2019.

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Unselbstständige Veröffentlichungen in

Blätter des Bielefelder Jugend-Kulturringes 1970: Frittken de Schäper! Reflektionen über ein spätes Werk westfälischer Bauernlyrik – K. Wecker (Hg.): Stürmische Zeiten, mein Schatz. Die schönsten deutschen Liebesgedichte. München: Piper 2009, S. 67: Blick zurück; S. 184: Mit Eva auf dem Eis.

Tonträger

Hannes Wader singt (1969) – Leicht und literarisch. Gottfried Benn, Hana Hegerova, Hannes Wader … Hamburg: Philips 1970 – Ich hatte mir noch soviel vorgenommen. Hamburg: Philips 1971 – 7 Lieder. Hamburg: Philips 1972 – Der Rattenfänger. Hamburg: Philips 1973 – Plattdeutsche Lieder. Hamburg: Philips 1974 – Volkssänger. Hamburg: Philips 1975 – Kleines Testament. Hamburg: Philips 1976 – Hannes Wader singt Arbeiterlieder. Hamburg: Philips 1978 – Hannes Wader singt Shanties. Hamburg: Philips 1978 – Wieder unterwegs. Dortmund: Pläne 1979 – Es ist an der Zeit. Dortmund: Pläne 1980 – Daß nichts bleibt, wie es war. Dortmund: Pläne 1982 – Nicht nur ich allein. Dortmund: Pläne 1983 – Glut am Horizont. Dortmund: Pläne 1985 – Liebeslieder. Dortmund: Pläne 1986 – Bis jetzt. Hamburg: Mercury 1987 – Nach Hamburg. Hamburg: Mercury 1989 – Hannes Wader singt Volkslieder. Hamburg: Mercury 1990 – Nie mehr zurück. Hamburg: Mercury 1991 – Schon so lang’. Hamburg: Mercury 1992 [Compilation] – Blick zurück. Das Beste aus den 80er Jahren. Dortmund: Pläne 1992 – Zehn Lieder. Dortmund: Pläne 1995 – Liebe, Schnaps, Tod. Hannes Wader singt Bellman. Dortmund: Pläne 1996 – An dich hab ich gedacht. Hannes Wader singt Schubert. Dortmund: Pläne 1997 – Auftritt. Dortmund: Pläne 1998 – zahlr. Sampler, u.a. Der Volkssänger. Hamburg: Mercury 1999 – Der Rebell. Hamburg: Mercury 1999 – Der Poet. Hamburg: Mercury 1999 – Ich hatte mir noch soviel vorgenommen. Hamburg: Mercury 2001 – Hannes Wader singt eigene Lieder. Hamburg: Mercury 2001 – Was für eine Nacht. Konstantin Wecker und Hannes Wader live. Hamburg: Mercury 2001 – Wünsche. 2001 – Mey, Wader, Wecker. Das Konzert. 2003 – …und es wechseln die Zeiten. 2004 – Wein auf Lebenszeit – Hannes Wader liest Kurt Kusenberg. 2004 – Plattdüütscher Trödelmarkt. [Interpr.:] H. Wader, K. Kiesewetter, Gebrüder Wolf, Godewind, Speelwark, H. Timm … Hamburg 2005 –  Jahr für Jahr Compilation. 2005 – Songs an einem Sommerabend: das Jubiläumskonzert – live. [Interpr.:] K. Hoffmann, R. Mey, K. Wecker, H. Wader … Dortmund: Verlag Pläne 2006 – Mal angenommen. Dortmund: Pläne 2006 – Neue Bekannte. Dortmund: Pläne 2007 – Heute hier, morgen dort. Frankfurt: Zweitausendeins 2007 – Professor Jecks Tierlieder-ABC: singend & spielend das ABC lernen. Martin Geck. Mit T. Buhre, W. Völz und H. Wader. München: Terzio 2008 – Professor Jecks Zahlen-Zirkus: Zahlenlieder & Geschichten zum Mitsingen; ab 4 Jahren. Martin Geck, W. Wollner, M. Knöppel. U.a. mit T. Buhre, P. Kelly und H. Wader. München: Möllers & Bellinghausen 2009 – Arbeiterlieder: die Geschichte des deutschen Arbeiterliedes. Berlin: George-Dieter Lindt 2009.

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Selbstständige Veröffentlichungen über

B. Dapper: Liedermacher. Ulla Meinecke, Klaus Hoffmann, Georg Danzer, Hannes Wader, Reinhard Mey. Frankfurt a. M. 1998.

Unselbstständige Veröffentlichungen über

M. Ruch: Hannes Wader singt Arbeiterlieder. Rezension, in: Jahrbuch für Volksliedforschung 1979, S. 230 – T. Rothschild: Liedermacher. 23 Porträts. Frankfurt a. M. 1980 – K. Budzinski: Hannes Wader. Der Würfel, in: K. Budzinski: Das Kabarett. 100 Jahre literarische Zeitkritik. Gesprochen, gesungen, gespielt. Düsseldorf: Econ-Taschenbuch-Verlag 1985, S. 263-282 K. Volker: Hannes Wader. Kokain, in: K. Volker: Wir sind so frei. Kabarett in Restdeutschland 1945-1970. Weinheim: Quadriga 1993, S. 358-59 – G. Probst-Effah: „Hannes Wader singt Arbeiterlieder“, in: G. Probst-Effah: Lieder gegen „das Dunkel in den Köpfen“. Untersuchungen zur Folkbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Essen: Verlag Die Blaue Eule 1995, S. 41-45 – C. J. Wickham: Hannes Wader. Revenge of the Outsider, in: C. J. Wickham: Constructing Heimat in post-war Germany. Longing and belonging. Queenston: Edwin Mellen Press 1999, S. 178-185 – K. Stabi: Pop und Spuk. Hannes Wader und Trotz Alledem, in: K. Stabi: Rockmusik und die 68er-Bewegung. Eine historisch-musikwissenschaftliche Analyse. Hamburg: Kovač 2009, S. 85-130 – W. Storch: Scharfes in H-Dur. Hannes Wader »Rohr im Wind«, in: E. Waechtler (Hrsg.): Lyrix. Lies mein Lied. 33 1/3 Wahrheiten über deutschsprachige Songtexte. Freiburg: Orange-Press 2011, S. 78-90 – K. Wecker: Hannes Wader, in: K. Wecker: Meine rebellischen Freunde. Ein persönliches Lesebuch. München: LangenMüller 2012, S. 138-141 – R. Wehrli: Böse Worte, wilde Bilder. Musikzensur in der BRD, Schweiz und in Frankreich. Hannes Wader (*1942), in: R. Wehrli: Verteufelter Heavy Metal. Skandale und Zensur in der neueren Musikgeschichte. Münster: Telos-Verlag 2012, S. 564/65 – M. Kleff: Auch mit 70. Trotz alledem. Hannes Wader Politbarde und Volksliedtroubadour, in: Folker. Song, folk, global, Moers 2012, 3, S. 22-25 – E. Mihm: Hannes Wader kam gleich selbst vorbei. Der Kampf um die Arbeitsplätze bei Heckel, in: Arbeitnehmer. Zeitschrift der Arbeitskammer des Saarlands, Saarbrücken 2012, 7, S. 33 – M. Behland (Hrsg.): 1971.Weg mit der Vergangenheit. Die Liedermacher der jungen Bundesrepublik. Aufgewachsen auf dem Lande. Hannes Wader, in: M. Behland (Hrsg.): Edelsteine. 107 Sternstunden deutscher Sprache vom Nibelungenlied bis Einstein, von Mozart bis Loriot. Paderborn: IFB-Verlag Dt. Sprache 2014, S. 541-546 – M. S. Doms: Zwischenzeit und Zwischenraum. Antizipation des Sterbens und der postmortalen Existenz in Liedern Reinhard Meys, Franz Josef Degenhardts und Hannes Waders, in: Kulturpoetik, Göttingen 2015, 2, S. 269-289 – M. Prescher: Eine feste Burg sei unser Song. Sprachfindung auf „der Waldeck“. Hannes Wader und Franz-Josef Degenhardt, in: M. Prescher: Es geht voran. Die Geschichte der deutschsprachigen Popmusik. Darmstadt: wbg Theiss 2018, S. 21-26.

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Nachschlagewerke

M. Henke: Hermes Handlex. Die großen Chansonniers und Liedermacher. Düsseldorf 1987 – Killy, Bd. 12, 1992 – Munzinger-Archiv 1999 – Dt. Bibliothek.

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