Ferdinand Zumbroock


Biographie

Geboren am 18. Juni 1817 in Münster als Sohn eines Oberlandesgerichtsrats. Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Münster. Er widmete sich hierauf auf dem Gut des Freiherrn von Romberg der Landwirtschaft, gab diesen ihm nicht zusagenden Beruf jedoch auf und zog nach Münster zurück, wo er seit Ende der 30er Jahre als Privatmann (später behäbiger Rentner) lebte und am 17. Januar 1890 starb.

Wir vermissen bei ihm die klassische Durchbildung (welche [Friedrich Wilhelm] Grimme besitzt); er verstößt häufig gegen Versmaß, Rhythmus und Reinheit des Reims; wie uns bedünken will, geht ihm in dieser Hinsicht der feinfühlende Sinn ab, welcher dem Künstler eignet. Dafür aber ist er ganz recht ein Volkspoet, ein urgesunder, frischer, fröhlicher, kräftiger Schalk, der nur selten den Nagel n i c h t auf den Kopf trifft. Er ist auch Lyriker, und als solcher hält er sich strenger an Versmaß und Rhythmus. Für mehrere seiner Lieder hat er auch Melodien erfunden, andere hat er auf bekannte Melodien gesetzt; dabei ist das Originelle, daß er dem Lied häufig ein Nachspiel folgen läßt, welches gepfiffen, gebrummt oder mit anderen, dem Text entsprechenden Lauten vorgetragen wird. (Kölnische Volksztg. 1869, Nr. 179, zit. nach Kehrein) Er schildert das Leben ohne Aufregung, ohne Probleme, wie es die satte Behaglichkeit des Münsterischen Bürgers sah. Keine himmelhochjauchzende Liebe, kein verzehrender Gram spricht aus seinen Liedern, sondern eine zufriedene Selbstgenügsamkeit, welche das Leben nur von der genießerischen Seite auffaßt, ohne die Blicke höher zu richten. Derselbe Ton geht durch die „Dontjes“ durch, die dem Westfalen das sind, was dem Mecklenburger Reuters „Läuschen“. Wenn auch in seiner Heimat vielgelesen, blieb, nicht unverdient, Zumbroock im weiteren Deutschland unbekannt. (Stammler 1968)

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Selbstständige Veröffentlichungen

Gedichte in westfälischer Mundart. 2 Bde. Münster o.J. – Poetische Versuche in westfälischer Mundart. Bd. 1. Münster 1847. 34 S.; 2. Aufl. 1848. 82 S.; 4. Aufl. 1851; 5., vollst. Aufl. mit neuen Zusätze 1854. 166S.; 6. Aufl. 1857; 7. Aufl. 1860; 8. Aufl. 1868. 168S.; 9. Aufl. 1875 (WLA Hagen); 10. Aufl. 1883. 174 S.; 12. Aufl. Münster: Aschendorff 1910. 176 S. (WLA Hagen); Bd. 2, nebst einem Anhange, enthaltend Lieder mit Melodien. Münster: Aschendorff 1840; 3., verm. und verb. Aufl. ebd. 1872 (WLA Hagen); 5. Aufl. Münster: Aschendorff 1903. 184 S. (WLA Hagen); Bd. 3, nebst einem Anhange, enthaltend Lieder und Melodien. Münster: Aschendorff 1868 (WLA Hagen); 2. Aufl. mit dem Untertitel: enthaltend Lieder mit Melodien und kleinen Scenen für Liebhaber-Theater. Münster: Aschendorff 1881 (WLA Hagen); 3. Aufl. Münster: Aschendorff 1909. 132 S. (WLA Hagen); Bd. 4, enthaltend Scenen für kleine Bühnen, Gedichte und Lieder mit Noten. Münster 1875 (Bibl. Haus Hülshoff, WLA Hagen); 2. Aufl. Münster: Aschendorff 1898. 128 S. (WLA Hagen); Bd. 5. Münster: Aschendorff 1888. 160 S. (WLA Hagen); 5., vollst. Ausg. Münster: Aschendorff 1854. 166 S. (versch. Aufl. in: ULB Münster, KPS Münster, Germ. Sem., Nddt. Abt., der WWU Münster, WLMKuK Münster) – Wu Jan-Bänd to ’ne Frau kwamm. Münster: Aschendorff 1853 – Neue poetische Versuche, nebst einem Anhange enthaltend Lieder, Melodien in westfälischer Mundart. Münster: Aschendorff 1857. 144 S. (ULB Münster) – Zimmermannssprüche. Vier hochdeutsche und vier plattdeutsche. Münster: Aschendorff 1857; 2., verm. Aufl. u.d.T.: Neue Zimmermannssprüche. Fünf plattdeutsche und sechs hochdeutsche. Münster: Aschendorff 1875. 16 S. (WLA Hagen) – postum: Ausgewählte plattdeutsche Gedichte. Hg. von F. Castelle. Münster: Aschendorff 1921. 256 S. (ULB Münster, ULB Düsseldorf; Germ. Sem., Nddt. Abt., der WWU Münster, WLA Hagen); 2. Aufl. Münster: Aschendorff 1951 (ULB Münster, Lipp. LB Detmold, StLB Dortmund) – Zumbroock-Büchlein. Auswahl aus Ferdinand Zumbroocks „Poetischen Versuchen in westfälischer Mundart“. Hg. von F. Wippermann. Warendorf: Schnell 1921. 68 S. – A. Hollweg: Alte und neue Richtsprüche, Erw. Neuaufl. der ‚Zimmermannssprüche‘ v. Ferdinand Zumbroock. Münster: Aschendorff 1936, 48 S.

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Herausgabe

Münsterischer Anzeiger. Münster: Aschendorff 1851ff. [Red.] (Archiv Aschendorff).

Unselbstständige Veröffentlichungen in

H. Hartmann (Hg.): Schatzkästlein westfälischer Dichtkunst in hoch- und plattdeutscher Sprache. Minden: Bruns 1885, S. 466-480: Halv achte; Friäten ut Naud; Spazeergank int Fröjaohr; De Spazeergank; En gueden Raod met up de Raise; Jan-Bärnd in’n Gasthof; Dat Fuegelschaiten; Burenkaffe; De hillige Ludgerus un de Gänse – P. Baehr (Hg.): Rheinisch-Westfälisches Dichterbuch. Münster: Schöningh 1888, S. 562-564: Desert; Jan Bärnd mott frierenpostum: W. Uhlmann-Bixterheide (Hg.): Die Rote Erde. Ein Heimatbuch für Westfalen. Frankfurt/Main: Weidlich 1934, S. 284: Graute-Baunen-Leed – Emsdettener Heimatblätter, 3, 1948, S. 109f.: Graute-Baunen-Leed; S. 136: De hillge Ludgerus – P. Haslinde (Hg.): Fünf Kinderlieder. Münster: Aschendorff 1950: Slaopleedken. Dat Sünnken dat is unnergaohn – E. Harloff (Hg.): In’n Hüöllerbusk. Lieder zum Mitsingen und Musizieren. 1957 – D. H. Klein (Hg.): Westfälisches Hausbuch. Von guter alter Zeit an Ruhr und Sieg, Lippe und Ems. Geschichten, Bilder und Gedichte. Ein Hausbuch. Freiburg/Br.: Rombach 1983, S. 57f.: Dessert [Ged.] – L. Folkerts (Hg.): Münster und das Münsterland im Gedicht. Eine Anthologie durch fünf Jahrhunderte. Emsdetten: Lechte 1983, S. 20: Lamberti Thoan – D. Rost (Hg.): Midden in’n kaollen Winter. En bok üöwer de Tied tüseken Sünte Klaos un Lechtmiss. Münster: Aschendorff 1985, S. 40: Sloapleedken – D. H. Klein (Hg.): Münster. Ein Lesebuch. Die Stadt Münster einst und jetzt in Sagen und Geschichten, Erinnerungen und Berichten, Briefen und Gedichten. Husum: Husum-Verlag 1987, S. 54-55: Dessert – D. Rost (Hg.): In de gröne Fröhjaohrs tied. En Bok üöwer de Tied tüsken Niejaohr un Mittsummer. Münster: Aschendorff 1987, S. 90-91: De Austern – D. Rost (Hg.): Juliglaut un Hiärwstgold. En Bok üöwer de Tied tüsken Mittsummer un Wiehnachten. Münster: Aschendorff 1987, S. 188-189: En Aobend in de Pastraote.

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

P. Bahlmann: Ferdinand Zumbroock, der Altmeister der münsterischen Mundartdichtung, in: Jb. des Münsterer Zweigvereins des Allg. Dt. Sprachvereins 13, 1909, S. 3-8 – P. Bahlmann: Neue Beiträge zu Zumbroocks Dichtungen, in: Jb. des Münsterer Zweigvereins des Allg. Dt. Sprachvereins 14, 1910, S. 3-8 – F. Wippermann: Der Altmeister der münsterischen Dialektdichtung, in: Niedersachsen 12, 1907, S. 351f. – F. Castelle: Ferdinand Zumbroock, in: Niedersachsen 12, 1907, S. 445f. – F. Wippermann: Ferdinand Zumbroock. Tän seynen nigensigsten Geburtsdage, in: De Eekboom 1907, S. 92-94 – B. Hüsemann: Der Altmeister der münsterländischen Heimatdichtung, in: Die Glocke vom 28.4.1935 – R. Peters: Das Schwankmotiv des „Ferkels in der Wiege“ bei Ferdinand Zumbroock und Augustin Wibbelt, in: Jahrbuch Augustin-Wibbelt-Gesellschaft, Münster. Bielefeld 22, 2006, S. 91-93 – R. Peters: Die Bewertung der sprachlichen Verhältnisse in Münster in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Ferdinand Zumbroock, in: Tom F. H. Smits (Hg.): Schat der Neder-duytscher spraken. Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens. Münster 2007, S. 177-189 – R. Peters: Ferdinand Zumbroock. „Poetische Versuche in plattdeutscher Sprache. Zum Besten der Armen“, in: R. Peters (Hg.): Plattdeutsch macht Geschichte. Niederdeutsche Schriftlichkeit in Münster und im Münsterland im Wandel der Jahrhunderte. Münster: Aschendorff 2009, S. 177.

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Erwähnungen in

G. Brugier: Geschichte der Deutschen Literatur. Freiburg/Br.: Herder 1904, S. 640 – W. Stammler: Geschichte der niederdeutschen Literatur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Wiesbaden: Springer Fachmedien 1920, S. 83 – H. Schauerte (Hg.): Jahreszeiten. Gedanken aus Natur und Leben. Paderborn: Bonifacius Druckerei 1926, S. 162-165 – C. Nübel: Sicherheit, Ausnahmezustand, Burgfrieden. Opferökonomien in der Lokalgeschichte der „Heimatfront“ zu Beginn des Ersten Weltkrieges, in: C. Rauh, A. Reitemeier, D. Schumann (Hg.): Kriegsbeginn in Norddeutschland. Zur Herausbildung einer „Kriegskultur“ 1914/15 in transnationaler Perspektive. Göttingen: Wallstein 2015, S. 55-81, bes. S. 79.

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Bildnis

Fotogr. (WLA Hagen) [Abb. in: Poetische Versuche, 12. Aufl. 1910].

Sammlungen

StA Münster: Zeitungsausschnittslg. – WLA Hagen: Materialslg.

Nachschlagewerke

Raßmann 1866; N.F. 1881 – Kehrein, Bd. 2, 1871 – Brümmer, Bd. 1f., 1876f. – Lindemann, 2. Aufl., Bd. 2, 1869 – Wienstein 1899 – ADB, Bd. 45, 1900 – Schönhoff 1914 [mit Bildn.] – Seelmann, Bd. 1, 1896; Bd. 3, 1915 – Kosch, 2. Aufl., Bd. 4, 1958 – Stammler 1968 – Freund 1993 – Dt. biogr. Archiv, Fiche 1420, Sp. 82f., 89-92; N.F., Fiche 1455, Sp. 157.

Grabstätte/ Gedenkstätte

Grab auf dem Zentralfriedhof in Münster.

GND-Nummer
136139906   Link zu diesem Datensatz in der DNB