Friedrich Wilhelm Zurbonsen


Pseudonym
zur Bonsen.
Biographie

Geboren am 15. Januar 1856 in Warendorf. Dort Besuch der Volksschule und des Gymnasiums. Ein Studium konnte er aus Geldmangel zuerst nicht aufnehmen und trat, wie sein Vater und sein Großvater, in den Postdienst ein. Nach Ableistung des Wehrdienstes 1879 Beginn des Studiums der Geschichte sowie der deutschen Sprache und Literatur an der Münsterschen Akademie. Bereits nach 5 Semestern legte er eine Dissertation vor (Der westfälische Städtebund von 1253 bis zum Territorialfrieden von 1298). 1881 Dr. phil., Staatsexamen und gymnasiale Lehrbefugnis. Er unterrichtete u. a. in Arnsberg und in Neustadt/Westpreußen, bevor er nach Westfalen zurückkehrte. Von 1894 bis zu seiner Pensionierung 1921 Lehrer für Geschichte und Deutsch am „Gymnasium Paulinum“ in Münster. 1903 Ernennung zum Professor. Er starb am 15. September 1941 in Münster.

Zurbonsen war seit 1916 Mitglied der „Historischen Kommission für Westfalen“. 1941 wurde seine Bücherei und Urkundensammlung durch einen Bombenangriff vernichtet.

Bei zur Bonsen waren in glücklicher Weise pädagogische und wissenschaftliche Begabung miteinander verbunden. Ein großer Teil seiner Veröffentlichungen […] diente der Unterstützung des Schulunterrichts. Auf wissenschaftlichem Gebiete galt sein Interesse ganz besonders der heimatlichen Geschichte. Mit besonderer Freude trieb er Forschungen zur Geschichte seiner eigenen Familie, deren Ergebnis er in vielen Zeitschriftenaufsätzen und in selbstständigen Büchern veröffentlichte. Den Volkskundler interessieren vor allem seine Bemühungen um die Klärung eines Problems, das im westfälischen Raum ganz besonders aktuell geworden ist: das Zweite Gesicht und andere ähnliche okkulte Fragen. Aber auch andere volkskundliche Themen hat er behandelt. So hat er sich mit Namensdeutung abgegeben und eine sprachliche Erklärung der Ortsnamen Warendorf (Münsterischer Anzeiger vom 31. 5. 1928) und Bösensell (13. 4. 1928) versucht. An religiöse Probleme rührt er in seinen Büchern „Vom Wiedersehen nach dem Tod“, „Sehen wir uns im Jenseits wieder?“ und „Zwischen Leben und Tod“. In unmittelbarem Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg steht seine Veröffentlichung „Die Prophezeiungen zum Weltkrieg 1914 – 1916“ (Köln 1916). Obwohl diesem Buch, das unter dem Eindruck des frühen Todes seines gefallenen Sohnes entstanden ist, die Zeitgebundenheit ein sehr starkes Gepräge gibt, ist doch das wissenschaftliche Bemühen des Verfassers bei der Sammlung der Voraussagen, die auf den ersten Weltkrieg gedeutet werden können, nicht zu verkennen. Die hier behandelten Fragen decken sich zu einem großen Teil mit dem Arbeitsgebiet, auf dem er bereits seit den 90er Jahren tätig war, der Sage von der Entscheidungsschlacht am Birkenbaum. Schon 1897 hatte er in dem „Westfälischen Verein für Wissenschaft und Kunst zu Münster“ einen Vortrag über dieses Problem gehalten. Eine Erweiterung dieses Vortrages ist das in 5 Auflagen erschienene Buch „Die Völkerschlacht der Zukunft am Birkenbaum“. In seiner wissenschaftlichen Einstellung leben romantische Anschauungen weiter, aber auch der Einfluss des naturwissenschaftlichen Zeitalters macht sich bemerkbar (Karl Schulte Kemminghausen, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 1956).

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Selbstständige Veröffentlichungen

Hermannus Zoestius und seine historisch-politischen Schriften. Nach historischen Quellen des 15. Jahrhunderts. Warendorf 1884 – Das „Chronicon Campi s. Mariae“ in der ältesten Gestalt. 1185-1422. Paderborn: Schöningh 1884 – Friedrichs II. Einzug ins Reich (1212). Arnsberg: Becker 1886 – Herder und die Volkspoesie. Arnsberg 1888 – Tabellarischer Leitfaden für den Geschichtsunterricht. Auf Grund der preußischen Lehrpläne von 1892 bearbeitet. Berlin: Nicolai 1892 – Aus den Censurenlisten des Gymnasiums 1636-1647. Münster: Aschendorff 1898 – Quellenbuch zur brandeburgisch-preußischen Geschichte. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1906. 2. Aufl.; Reprint: Braunschweig: Archiv-Verlag 2003 – Das Zweite Gesicht. Köln: J. P. Bachem 1907. 1. Aufl.; Leipzig: Bohmeier 2008 ­– Die heilige Elisabeth von Thüringen in der neueren Forschung. Zum siebenten Centenarium ihrer Geburt. Hamm: Breer & Thiemann 1907 – Anleitung zum wissenschaftlichen Studium der Geschichte nebst Materialien. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1910. 2. erw. Aufl. – Die Prozessaussagen der Jungfrau von Orleans über ihr Leben. Übersetzt aus den Prozessakten von 1431. Düsseldorf: Schwann 1910 – Das Zweite Gesicht (Die Vorgeschichten), nach Wirklichkeit und Wesen. Köln: J. P. Bachem 1913. 6 Aufl., auch Essen: Industriedruck A.G. 1940 – Die Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Düsseldorf: Schwann 1913 – Die Völkerschlacht der Zukunft „am Birkenbaume“. Köln: J. P. Bachem 1914. mindestens 15 Aufl.; Leipzig: Bohmeier 2008 – Die Prophezeiungen zum Weltkrieg 1914-1915. Köln: J. P. Bachem 1915 – Der Weltkrieg bis April 1916. Düsseldorf: Schwann 1916 – Die Prophezeiungen zum Weltkrieg 1914-1916. Köln: J. P. Bachem 1916 – Wir und die 7. Kriegsanleihe. Düsseldorf: Schwann 1917 – Wir daheim! Zeitgemäße Fragen und Antworten. Düsseldorf: Schwann 1918 – Neuere Vorgeschichte und verwandte Erscheinungen. Köln: J. P. Bachem 1920 – Literaturkunde. Leitfaden der deutschen Literaturgeschichte. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1921. mindestens 15 Aufl. – Geschichtliche Repetitionsfragen und Ausführungen. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1921 – Staatsbürgerkunde. Düsseldorf: Schwann 1925 – Zwischen Leben und Tod. Zur Psychologie der letzten Stunde. Düsseldorf: Schwann 1927 – Sehen wir uns im Jenseits wieder? Die große Sehnsuchtsfrage der Menschheit. Hildesheim: Borgmeyer Verlag 1932 – Die Schlacht am Birkenbaum. Essen: Industriedruck A.G. 1940. Neuaufl.

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Unselbstständige Veröffentlichungen in

Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 1, 1882, S. 40-52: Zur Geschichte des Rheinischen Landfrieden von 1254 – Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 1883, S. 31-44: Ein Klosterbericht aus der Reformationszeit – Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 18, 1899, S. 146-173: Hermann Zoestius von Marienfeld und seine Schriften – Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde 1900, S. 186-217: Der ehemalige Freischarführer von Lützow in Münster und sein Kreis 1817-1830 – Westfälischer Merkur, 7.9.1924: Im Krameramtshaus zu Münster 1806 – Unsere Heimat. Beitr. zur Geschichte des Münsterlandes und der Nachbargebiete 1928: Aus der Jugendzeit eines westfälischen Juristen – Westfälische Lebensbilder 1930: Walrawe, Gerd Cornelius – Westfälische Zeitschrift. Zeitschrift für westfälische Geschichte und Altertumskunde 1931: Aus den Aufzeichnungen eines westfälischen Juristen, 1846 – Westfälische Lebensbilder 1932: Engelhardt, Franz Wilhelm Norbert – Archiv für Post und Telegraphie 64, 1936, 9, S. 262-267: Sieben Geschlechterfolgen im Postdienst. Aus der Geschichte meiner Familie.

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen. Biographien von rund 20.000 lebenden Zeitgenossen. Nr. 8. Hg. von A. L. Herrmann Degener. Leipzig 1922, S. 1758 – K. Schulte Kemminghausen: Friedrich zur Bonsen. Zum Gedächtnis seines 100. Geburtstages, in: Rheinisch-westfälische Zeitung für Volkskunde. 1956 – G. Strotdresse: Der Spuk-Professor, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, 31. Januar 2008 – P. Wittkampf: Friedrich Zurbonsen. Das zweite Gesicht (Die „Vorgeschichten“) nach Wirklichkeit und Wesen, in: P. Wittkampf: Spökenkieker. Das „Zweite Gesicht“ in Westfalen. Coesfeld: Longinus 2019, S. 30-31.

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Erwähnungen in

F. Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. Gladbeck: KFVR 2004, S. 55 – R. Becker: Die Kölner Regierungspräsenten im Nationalsozialismus. Zum Versagen von Vertretern einer Funktionselite. Köln: Böhlau 2018, S. 39.

GND-Nummer
117022977   Link zu diesem Datensatz in der DNB