Ferdinande von Brackel


Pseudonym
E. Rudorf.
Biographie

Geboren am 24. November 1835 auf Schloss Welda bei Warburg als Tochter eines Freiherrn und Gutsbesitzers. Sie war seit ihrer Kindheit kränklich und verließ nur selten das Haus. Von ihrem 8. bis 18. Lebensjahr erhielt sie Unterricht vom Dorfpfarrer. Sie verfasste bereits 17jährig ihren ersten Roman. Später lebte sie mehrere Jahre bei ihrem verwitweten Bruder in Plön (Schleswig-Holstein) und seit 1881 in Kassel, um seine Kinder zu erziehen. Fürsorge und häusliche Pflegedienste nahmen ihre Zeit intensiv in Anspruch. In späteren Jahren boten ihr viele größere Reisen immer neuen Anreiz zum Schaffen. (Almanach zum 100. Geburtstag, 1935) 1898 kehrte sie als Stiftsdame auf Schloss Welda zurück. Sie starb am 4. Januar 1905 in Paderborn.

Sie ging in die Literaturgeschichte als die talentvollste und bedeutendste der katholischen Schriftstellerinnen ein, deren Schöpfungen […] zu den besten Leistungen des weiblichen Schrifttums überhaupt gehörten. (Hinrichsen 1891) Als Schriftstellerin mit starkem Interesse an sozialen Fragen veröffentlichte sie zunächst in den Kriegsjahren 1864, 1866 und 1870 preußenfreundlich gesinnte Zeitgedichte. Auf Anraten eines Kritikers wandte sie sich hierauf der Prosa zu und wurde zu einer volkstümlichen Erzählerin, die häufig katholische und kirchenrechtliche Themen aufgriff. Ihr Roman Die Tochter des Kunstreiters (1875) machte sie mit einem Schlag berühmt. Er wurde in fünf Sprachen übersetzt und erschien in zahlreichen Auflagen. Ihr literarisches Vorbild war Emanuel Geibel. Über ihre erste Gedichtsammlung sprachen sich Geibel und Friedrich Wilhelm Weber anerkennend aus.

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Selbstständige Veröffentlichungen

Gedichte. Paderborn: Jungfermann 1873. 246S. (StA Bielefeld); 3. Aufl., durchges. von [Christoph Bernhard] Schlüter. Köln: Bachem 1888. 253S. (ULB Münster, UB Bonn, StLB Dortmund, ULB Düsseldorf); 6. Aufl. hg. von E.M. Hamann. Köln: Bachem 1908. 220S. [mit Bildn.] (UB Bonn) – Heinrich Findelkind. Eine Erzählung für Volk und Jugend. Roman. Regensburg: Manz 1875. 126S.; 2. Aufl. Köln: Bachem 1913 (ÖB Aachen) – Die Tochter des Kunstreiters. Roman. Köln: Bachem 1875. 407S. (UB Bonn); 25. Jubiläumsaufl. Mit einem literarischen Gedenkblatt von E.M. Hamann. Köln: Bachem 1907. 470S. [mit Bildn.]; Neuaufl. Köln: Bachem 1932. 382S. (UB Bonn); Übers. ins Span. u.d.T.: Nora. Barcelona: Arte y Letras 1984, XV, 304S. (StUB Köln) – Nicht wie alle Andern. Aus fernen Landen. Zwei Novellen. Köln: Bachem 1877. 292S.; 5. Aufl. Köln: Bachem 1898; andere Zusammenstellung u.d.T.: Nicht wie alle Andern. Mitgeholfen. Köln: Bachem 1882. 204S. – Daniella. Roman. 2 Bde. Köln: Bachem 1879. 378, 389S.; 2. Aufl. Köln: Bachem 1882. 560S. (UB Bonn); 4. Aufl. Köln: Bachem 1894 [mit Bildn.] (StA Bielefeld); 24. Aufl. Köln: Bachem 565S. [mit Bildn.] – Am Heidstock. Roman. Köln: Bachem 1881. 406S. (Lipp. LB Detmold); mehrere Aufl.; Neuausg. Köln: Bachem 1932. 275S. – Prinzeß Ada. Novelle. Köln: Bachem 1884. 284S. (UB Bonn); 2. Aufl. Köln: Bachem 1887 (UB Bonn); 7. Aufl. Köln: Bachem 1909 – Erinnerungen während dreier Sommermonate auf Reisen. Hannover: Weichelt 1882. 243S. (StUB Köln) – Der Spinnlehrer von Carrara. Eine Künstlernovelle. Der Wirklichkeit nacherzählt. Köln: Bachem 1887. 312S. (UB Bonn); Neuaufl. Köln: Bachem 1919. 223S. (UB Bonn) – Vom alten Stamm. Novelle. Köln: Bachem 1889 [mit L. Keiffen: „Das düstere Haus“ als Bd. 38 von Bachem’s Novellenslg.] (UB Bonn, StUB Köln) – Im Streit der Zeit. Roman. 2 Bde. Köln: Bachem 1897. 314, 375S. (UB Bonn, StLB Dortmund); Neuaufl. Köln: Bachem o.J. 571S. – Novellen. Stuttgart: Roth 1898. 202S.; Regensburg: Habbel 1898. 202S. [Inhalt: Frühlingsrausch und Herbststürme; Nur eine kleine Erzählung] (StUB Köln, StLB Dortmund) – Eine Nähmamsell. Novelle. Köln: Bachem 1900. 236S. (UB Bonn) – Chic! Novelle. Köln: Bachem 1901. 124S. (UB Bonn, StUB Köln, StLB Dortmund) – Mein Leben. Autobiogr. Köln: Bachem 1901 (UB Bonn, StUB Köln); 3. Aufl. Köln: Bachem 1905. XII, 179S. [12 Kunstdr., 2 Handschr.] (ULB Münster); Auszüge in: Weldaer Heimatblätter 9, 1993, S. 13-17; 10, 1995, S. 1-19 (mit Ill.); 11, 1995, S. 1-20 ‒ postum: Die Enterbten. Nachgelassener Roman. Köln: Bachem 1909. 411S. (UB Bonn); Neuaufl. ebd. o.J. 360S. – Wem gebührt die Palme? Talisman. 2 Novellen. Köln: Bachem 1905. 132S. (StA Bielefeld, UB Bonn) – Letzte Ernte. Fünf Novellen. Köln: Bachem 1905; 2. Aufl. Köln: Bachem 1909. 319S. (UB Bonn) – Der Lenz und ich und du. Herzensinstinkte. Zwei Novellen. Aus dem Nachlass veröff. von E.M. Hamann. Wiesbaden: Behrend 1910. 158S. (StUB Köln).

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Unselbstständige Veröffentlichungen in

Kölnische Volksztg. vom 25.1.1879: Die Festlichkeiten von Arolsen; Jg. 1880: Nochmal im Ammergau; vom 1.3.1882: Nochmals eine fürstliche Heirat; Jg. 1902: Wiener Männerwallfahrt nach Mariazell; vom 14.3.1902: Dr. Burchard, Freiherr von Schorlemer-Alst; Jg. 1900: Erinnerungsblatt an die Jahrhundertfeier des adeligen Damenklubs in Münster – Baehr: Rhein.-Westf. Dichterbuch 1888, S. 332-334: Stimmungsbild aus Holstein; Ach geh nicht in den frischen Mai – Uhlmann-Bixterheide/Hülter: Westf. Dichtung 1895, S. 172-177: Du sagst von einem trauten Plätzchen; Frühlingsgedanken; Wilhelm von Fürstenberg – Hüttemann 1898, S. 435f.: Es waren fünf; Die ungesprochenen Worte; Des Posthorns Klänge.

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Selbstständige Veröffentlichungen über

E.M. Hamann: Ferdinande Freiin von Brackel. Ein Gedenkblatt. Köln 1908 – M. Werhahn: Ferdinande Freiin von Brackel. Ihr Leben und ihre Werke, im besonderen ihre Romane (unter Benutzung unveröffentlichter Manuskripte). Diss. Münster 1920 (ULB Münster als Buch und Online-Ressource unter https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/urn/urn:nbn:de:hbz:6:1-297959) – Almanach zum hundertsten Geburtstag von Ferdinande Freiin von Brackel am 24.11.1935. Mit Bildbeigaben, einer Handschriftenprobe und einer Novelle der Dichterin. Köln 1935 (UB Bonn, ULB Münster, Germ. Sem. der WWU Münster) – M. Kubrova: Vom guten Leben. Adelige Frauen im 19. Jahrhundert. Berlin: Akademie-Verlag 2011.

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

O. Floeck: Ferdinande Brackel, in: Borromäeus-Bl. 2, 1905 ‒ Dr. Wilhelm Sommer und Ferdinande von Brackel, in: Literatur-Blatt 2, 1905 – E.M Hamann: Ferdinande Brackel, in: Dt. Hausschatz 31, 1905 ‒ L. Kiesgen: Ferdinande Freiin von Brackel. Eine Skizze, in: Über den Wassern. Halbmonatsschrift für schöne Literatur, Bd. 1. Münster: Alphonsus-Buchhandlung 1908, S. 14 – A. Grassi: Ferdinande von Brackel 1835-1905, in: Der Weg 3, 1926 – A. Wolf: Ferdinande von Brackel, in: Kölnische Volksztg. 326, 1935 – C. Auffenberg: Ferdinande Freiin von Brackel, eine Schriftstellerin aus dem Paderborner Lande, in: Die Warte 27, 1966, S. 5f. [mit Bildn.] ‒ H.-W. Niemann: Der „ideale“ Unternehmer aus katholischer, sozialkonservativer Sicht. Ferdinande von Brackel, „Die Enterbten“, in: H.-W. Niemann: Das Bild des industriellen Unternehmers in deutschen Romanen der Jahre 1890 bis 1945. Berlin: Colloquium-Verlag 1982, S. 69-73 – K. Scheideler: Ferdinande von Brackel, in: Weldaer Heimatblätter 12, 1996, S. 1-2 ‒ C. Heinritz: Dichtkunst als Ersatz für den versagten „natürlichen“ Beruf der Frau. Ferdinande Freiin zu Brackel, „Mein Leben“, in: C. Heinritz: Auf ungebahnten Wegen. Frauenautobiographien um 1900. Königsstein/Taunus: Helmer 2000, S. 348-355 – H. Multhaupt: Erfolgreiche Schriftstellerin starb vor 100 Jahren: Ferdinande von Brackel (1835-1905), in: Die Warte 125, 2005, S. 32f.

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Erwähnungen in

Uhlmann-Bixterheide/Hülter: Westf. Dichtung 1895, S. 52f. [Kurzbiogr.] ‒ W. Woesler: Modellfall der Rezeptionsforschung. Droste-Rezeption im 19. Jahrhundert. Dokumentation, Analysen, Bibliographie. Bd. 1-2. Berlin: Lang 1980, S. 723 – Freund 1989, S. 69-71 – Westf. Literaturführer 1992 (Stichw. Warburg) – Broer/Ernst 1993 (Stichw. Warburg-Welda) – J. Osinski: Katholizismus und deutsche Literatur im 19. Jahrhundert. Paderborn: Schöningh 1993, S. 285; S. 360 ‒ J. Reulecke: Geschichte des Wohnens. 1800-1918. Das bürgerliche Zeitalter. München: Dt. Verlags-Anstalt 1997, S. 300; S. 305 ‒ I. Gehle: Streifzug durch die katholische Literatur und Literaturkritik der Jahre 1907-1909 im Hintergrund der strittigen Positionen um katholische Inferiorität und Moderne. Retrospektive und Ausblick. Nordhausen: Bautz 2007 ‒ A. Meissner: Emotion, Geschlecht und Moral in der katholischen Belletristik der Jahrhundertwende, in: M. Baumeister u.a. (Hg.): Die Kunst der Geschichte. Historiographie, Ästhetik, Erzählung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, S. 283 ‒ S. Kiefer: Die deutsche Novelle im 20. Jahrhundert. Eine Gattungsgeschichte. Köln: Böhlau 2010, S. 61-62.

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Bildnis

1. Brustbild. Autotypie nach einem Gemälde (StLB Dortmund Nr. 685; s. Westf. Bildnisse 1927, S. 3) – 2. Fotogr. Ferdinande von Brackels in ihrem Arbeitszimmer auf Schloss Welda [Abb. in: Almanach zum 100. Geburtstag 1935] (ULB Münster) – 3. Fotogr. (ULB Münster) [Abb. in: Schulte: Westf. Köpfe, 3. Aufl. 1984].

Nachlass/Vorlass

Bestände in Westfalen: 1. StLB Dortmund: Stammbuchbl., Briefe; s. Autographenkatalog Dortmund 1962, S. 47 – 2. StA Bielefeld: 1Bl., 25.5. o.J., und Kartengruß (Visitenkarte, 1884) an Frl. von Buchwaldt.

Bestände außerhalb von Westfalen: StB Aachen: Autographen, Depositum-Nachlass.

Sammlungen

WLA Hagen: Materialslg.

Nachschlagewerke

Keiter 1880 – Alberti, Bd. 1, 1885 – Hinrichsen, 2. Aufl. 1891 – Pataky, Bd. 1, 1898 – Wienstein 1899 – Biogr. Jb. und Dt. Nekrolog 10, 1905 – Brümmer, 6. Aufl. 1913 – Kosch, Bd. 1, 1933 [mit Bildn.] – Kürschner: Nekrolog 1936 – Lex. der Frau, Bd. 1, 1953 – Kosch, 3. Aufl., Bd. 1, 1968 – von Heydebrand 1983 – Brinker-Gabler, Bd. 2 1988 – Killy, Bd. 2, 1989 – Freund 1993 – Dt. biogr. Archiv, Fiche 132, Sp. 273-278; N.F. Fiche 163, Sp. 121-126 ‒ Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Köln: Böhlau 2010.

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Grabstätte/ Gedenkstätte

Grabstätte in Welda.

GND-Nummer
11909763X   Link zu diesem Datensatz in der DNB