Louise von Gall


Pseudonym
Louise von G., Louise v.G.
Biographie

Geboren am 15. September 1815, kurz nach dem Tode ihres Vaters, des Generals Ludwig von Gall, in Darmstadt. Sie genoss eine umfassende sprachliche und musikalische Ausbildung. Schon als Kind sprach Louise geläufig drei Sprachen: Englisch, Französisch und Italienisch. Sie malte vorzüglich und verfaßte schon früh Gedichte und Lustspiele. Zur besseren musikalischen Ausbildung zog ihre Mutter [1840] sogar mit ihr nach Wien. Dort wie vorher in Darmstadt verkehrte ein großer Kreis geistig Interessierter im Salon der Witwe von Gall und ihrer Tochter. (Fennenkötter 1983) Hier fand sie Zugang zu weiteren literarischen Salons und empfing Anregungen zu zielbewusster schriftstellerischer Arbeit, von der Proben in der Wiener Zeitschrift erschienen. Nach dem Tod ihrer Mutter (1841) im Herbst 1841 Reise nach Ungarn. Ende 1841 Rückkehr nach Darmstadt. Dort stand sie im nahen Kontakt zu den Dichterinnen Adelheid Stolterfoth und Louise von Plönnies sowie dem literarischen Kreis um Ferdinand Freiligrath in St. Goar, dem außerdem Karl Simrock, Emanuel Geibel, Karl Heuberger, Henry Wadsworth Longfellow und der Maler Carl Schlickum angehörten. 1843 Heirat mit Levin Schücking. Die Familie lebte fortan in Augsburg (1843-1845), Köln (1845-1852) und in dem anspruchslosen Dorf Sassenberg bei Warendorf: Levin konnte allem durch Reisen und eine vielgestalte Tätigkeit entgehen. Louise aber, großstädtischer Atmosphäre ungleich mehr bedürftig als er, war als Mutter an die Kinder und das Haus gebunden und allen Widerwärtigkeiten des Alltags ausgesetzt. Sie war entsetzlich einsam. Es gab niemanden im Ort, mit dem sie sich geistig hätte austauschen können. Der umwohnende Adel schnitt die Schückings wegen Levins kritischen Romanen. (Fennenkötter 1983) Louise von Gall starb am 16. März 1855 in Sassenberg.

Die Generalstochter wurde literarhistorisch eher als „Störfaktor“ der Freundschaft zwischen Levin Schücking und der Droste („Sehr schön, sehr talentvoll“ – 23. April 1845 an Sophie von Haxthausen) als in ihrem Eigenwert als Autorin und sachverständige Kritikerin der Werke ihres späteren Mannes bekannt. […] Von G.s Erzähltalent zeugen Einfallsreichtum, durchdachte Struktur und zum Teil spannende Darstellung. Die Überbelastung durch Haus- und Gutsarbeit neben dem „Brotschreiben“ war mitverantwortlich für G.s frühen Tod (wahrscheinlich Typhus) kurz nach dem Ableben ihres fünften Kindes. (Killy-Literaturlexikon)

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Selbstständige Veröffentlichungen

Frauen-Novellen. 2 Bde. Darmstadt: Jonghaus 1845. 347, 293S. [Inhalt: Der Egoist; Die Heimat; Das Probejahr (Eine Skizze); Sarah (aus dem Tagebuch eines Reisenden; Erwin; Maske; Der Dämon; Der Neuling] – Gegen den Strom [Roman]. 2 Bde. Bremen: Schottmann 1851. VI, 508S. (ULB Münster, StUB Köln); Neuaufl. Leipzig: Haessel o.J. 508S. – Ich hab’s gewagt. Lustspiel in zwei Aufzügen. Als Ms. gedr. Köln: Langen 1851. 40S. (StUB Köln) – Ein schlechtes Gewissen. Lustspiel in einem Aufzuge. Warendorf: Schnell 1852. 44S. – Der neue Kreuzritter [Roman]. Berlin: Duncker 1853. 289S. – Familienbilder. 2 Bde. Prag: Gerzabek 1854. 234S. [mit Levin Schücking; Inhalt: Ellen Stanhope; Erfüllte Wünsche] (Germ. Sem. der WWU Münster); Titelaufl. Leipzig: Hübner 1854. 234S. – Familien-Geschichten. 2 Bde. Prag: Gerzabek 1854. 151, 185S. [mit Levin Schücking; Inhalt: Ein alter Name; Eine Künstlerlaufbahn]; Neuaufl. Leipzig: Günther o.J. – Frauenleben. Novellen und Erzählungen. Hg. und eingel. von Levin Schücking. 2 Bde. Leipzig: Brockhaus 1856. XX, 797S. [Inhalt: Eine Leidenschaft; Die Gefährlichen; Frauendiplomatie; Eine fromme Lüge; Das Armband; Ein starkes Herz; Die Feldblume; Zwei Vermächtnisse; Das Familienidol; Gretchen; Die Gastrolle; Der Nebenbuhler im Traum] (StUB Köln, Lipp. LB Detmold, SB Wuppertal-Elberfeld, StLB Dortmund); Neuaufl. Wiesbaden: Behrend 1907 (=Rhein. Hausbücherei 19/20) [enthält 5 der Novellen] (StLB Dortmund, SB Wuppertal-Elberfeld, StUB Köln) – Die gnädige Frau. Als Ms. gedr. Berlin: Gubitz 1852 (StUB Köln).

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Unselbstständige Veröffentlichungen in

Wiener Ztg. 1840 [erste Veröffentl.] – Frankfurter Konversationsbl. [zwischen 1842-1862] – Morgenbl. vom 23.-27.8.1842: Drei Wochen in Ungarn im Herbst 1841; Morgenbl. vom 25., 27.2.1843: Darmstädter Korrespondenz-Nachrichten [anonym] – Rhein. Jb. 1846/1847: Die Ehefrau [Pseud. Louise v.G.] – Rhein. Taschenbuch 1847: Ein Lebensabschnitt [Ged.] [Pseud. Louise v.G.] – Kölnische Ztg. vom 23.5.1846: Zwei Bettelkinder; Kölnische Ztg. vom 31.10.1846: Besuch in der Fabrik von Eck und Lefèvre; Kölnische Ztg. vom 9.6.1848: Aufruf an die rheinischen Frauen und Jungfrauen – Vom Rhein 1847, S. 1-46: Die Ahnfrau. Eine Novelle von Louise v.G. – Sonntagsbl. zur Weserztg. vom 30.11.1851: Eine Kirchweihe am Rhein – Bremer Sonntagsbl. vom 15.-22.5.1853: Ein Menschenherz [Novelle] – Der Salon. Unterhaltungsbl. zur Frauenztg. vom 1.6.1855: Der Ritter mit den zerbrochenen Waffen – Illustr. Familienbuch 5, H. 8, 1855: Walpurgis. Ein Lebensbild aus Westfalen – weitere Beitr. in: Der Freischütz 1825ff.; Frankfurter Konversationsbl. 1845, 1847 und 1852; Didaskalia 1845 und 1851; Bremer Ztg. 1846; Hamburger Ztg. 1846; Neue Preuß. Ztg. 1851; Brem. Beobachter 1852; Theater-Horizont 1855.

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Briefe

Briefwechsel mit Levin Schücking: Briefe von Levin Schücking und Louise von Gall. Hg. von R.C. Muschler. Mit einer biogr. Einl. von L.L. Schücking. Leipzig 1928 [mit Abb.] (StA Darmstadt, StUB Köln, DF Münster, ULB Düsseldorf).

Briefwechsel mit Annette von Droste-Hülshoff: s. Droste-HKA, Bd. XVI [mit Standortangaben und Angaben zu den Erstdr.].

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Zeitgenössische Zeugnisse

F. von Hohenhausen [_Elise Rüdiger]: Schöne Geister und schöne Seelen. Bd. 2. Annette von Droste und Levin Schücking, in: Über Land und Meer 14, 1872, Nr. 12 [erwähnt Louise von Gall] – zahlr. Erwähnungen im Briefwechsel der Annette von Droste-Hülshoff, s. Droste-Briefe 1844 [Reg.]; Erwähnungen im Briefwechsel Christoph Bernhard Schlüters mit Annette von Droste-Hülshoff und Wilhelm Junkmann, s. Nettesheim 1956, S. 50 und Nettesheim 1976, S. 98.

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Literarische Zeugnisse

K. Michaelis: Zwischen Louise und Annette, in dies.: Flammende Tage. Gestalten und Fragen zur Gemeinschaft der Geschlechter. Dresden 1929, S. 165-171.

Selbstständige Veröffentlichungen über

E. Wand: Louise von Gall. Ein Bild ihres Lebens und literarischen Schaffens. Diss. Münster 1928; Emsdetten 1935 – H. Powell: Louise von Gall. Her World and Work. Columbia 1993 – M. Dierks (Hg.): „… denn sie ist ganz natürlich“. Louise von Gall – aus Biographie, Briefen und Werken. Ein Beitrag zur Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 1996 (=Darmstädter Schriften 67) – H. Powell: Louise von Gall. Ihre Welt und ihr Werk. Aus d. Amerikanischen übers. von Marie-Louise Brüggemann. Bielefeld 2009 (Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 37).

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Unselbstständige Veröffentlichungen über

Louise von Gall, in: Leipziger Illustr. Ztg., Nr. 661 vom 1.3.1856, S. 165f. [anonym; mit Bildn.] (StA Darmstadt) – Louise von Gall, in: Darmstädter Tagebl. vom 13.3.1909 [anonym] (StA Darmstadt) – Aus Darmstadts Vergangenheit. Levin Schücking und seine Gattin Luise von Gall in ihren Beziehungen zu Darmstadt, in: Darmstädter Tagebl. Nr. 61 vom 13.3.1909 [anonym] (StA Darmstadt – E. Wand: Das Droste-Problem nach Darstellungen der Gattin Schückings, in: Münsterischer Anzeiger, Nr. 572 vom 24.5.1927 – „Möge es die rechte Casawaika sein“. Levin Schückings Heirat mit der Darmstädterin Louise von Gall im Spiegel seiner Briefe, in: Darmstädter Tagebl. vom 19.7.1958 [anonym] (StA Darmstadt) – H. Fennenkötter: Louise von Gall. Zur 125. Wiederkehr ihres Todestages, in: Up Sassenbiärg 1980, Heft 8 – H. Fennenkötter: Louise von Gall, in: Levin Schücking. Zum hundertsten Todestag. Sonderheft von Up Sassenbiärg. Sassenberg 1983, S. 43-49 [4 Abb.] – H. Powell: Louise von Gall (19. September 1815-16. März 1855), in: Dictionary of Literary Biography, Bd. 133. Detroit 1993, S. 91-94 – A. Schücking-Homeyer: Eine Schriftstellerin aus dem Freundeskreis der Freiligraths: Louise von Gall, in: Grabbe-Jahrbuch 14, 1995, S. 266-278 – W. Broer: Neues zu Levin Schücking, Katharina Busch und Louise von Gall, in: Grabbe-Jahrbuch 16, 1997, S. 226-228.

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Erwähnungen in

K. Pinthus: Levin Schücking und Annette von Droste. Mit ungedruckten Briefen, in: Zeitschr. für Bücherfreunde N.F. 6, 1914, Nr. 1, S. 160-170 – Nettesheim 1967, S. 122, 135 – Heselhaus 1971 [s. Reg.] – Möhrmann 1977, S. 4, 155 – Kortländer 1979, S. 335-337 [s. Reg.] – Woesler 1980 [s. Reg.] – Maurer 1982, Kap.: Louise von Gall; Die letzten Jahre; Levin und Louise u.ö. – M. Schier: Gutsbesitzer wider Willen. Levin Schücking in Sassenberg, in: Up Sassenbiärg 15, 1983, S. 62-80, bes. S. 70f. – W. Woesler: „Lebt wohl“. Die Wiederbegegnung der Droste mit Schücking auf der Meersburg im Mai 1844, in: Jb. der Droste-Gesellsch. 1, 1986/1987, S. 53-72 – Gödden 1991; 2. Aufl. 1993, bes. Kap.: Erinnerungsstücke. Der Briefwechsel mit Schücking – Gödden 1991; 2. Aufl. 1993, bes. Kap.: Annette von Droste-Hülshoff auf Schloß Meersburg. Die Lebensjahre am Bodensee im Spiegel ihrer Dichtung und Briefe. Meersburg 1993 – Gödden 1993 [s. Reg.] – weitere Hinweise in der Lit. zu Annette von Droste-Hülshoff und Levin Schücking.

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Bildnis

1. Portr. [Abb. in: E. Walter (Hg.): Annette von Droste-Hülshoff. Werke. 1954; M. Schier: Levin Schücking. Münster 1988 (=Westfalen im Bild. Westf. Dichter und Literaten im 19. Jhd. 5)] – 2. Bleistiftskizze (WLMKuK Münster) [Abb. in: Powell 1993].

Nachlass/Vorlass

Bestände in Westfalen: 1. WLMKuK Münster, Depositum Schücking (Familienbesitz): ungedr. Ged. und Übers.; Briefwechsel ihrer Eltern; Briefwechsel mit ihrer Mutter; Briefwechsel mit Levin Schücking; Briefe von Ida Freiligrath; Einzelbriefe von Annette von Droste-Hülshoff, von versch. Verwandten und Freunden; unveröffentl. Mss. [z.B.: Standesehre. Lustspiel in 5 Aufzügen]; zum Inhalt s. Mommsen 1971, Nr. 341; Frels 1934, S. 270f.; Denecke/Brandis, 3. Aufl. 1981, S. 341 – 2. StLB Dortmund: 6 Briefe an Levin Schücking, Karl Gutzkow, Elise List, Franz Dingelstedt u.a.; Brief von Gottfried Kinkel; Stammbuch-Bl. – 3. Haus Stapel, Havixbeck: Brief an Annette von Droste-Hülshoff, Augsburg, 12.12.1843 – 4. ULB Münster (Autographenslg.): Brief an Annette von Droste-Hülshoff (3./4.6.1843) in einem Brief von Levin Schücking – 5. Lipp. LB Detmold (Freiligrath-Slg.): Brief an Jakob Belsing.

Bestände außerhalb von Westfalen: 1. SB/UB Köln: Brief an den Verleger Kaulen – 2. Hebbel-Museum Wesselburen: Brief an Roderich Benedix – 3. SB Wien: Brief – 4. DLA Marbach: Brief von Annette von Droste-Hülshoff, 29.2.-4.3.1844; ebd. (Cotta Copierbuch): Brief von Georg von Cotta – 5. UB Bonn (Nachlass Gottfried Kinkel): Korrespondenz Gottfried Kinkels mit Louise von Gall – 6. SB/UB Frankfurt/M.: Brief an Karl Gutzkow, 1853 (Abschr.).

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Nachschlagewerke

Scriba, Bd. 2, 1843 – Wurzbach-Tannenberg 1859 – Prutz, 2. Aufl. 1870 – Hoefer 1876 – Brümmer, Bd. 2, 1877 – Groß 1882 – ADB, Bd. 32, 1891 – Forstenheim 1894 – Pataky, Bd. 1f., 1898 – Burger 1907 – Brümmer, 6. Aufl., Bd. 6, 1913 – Spiero 1913 – Frauen 1929 – Lex. der Frau, Bd. 1, 1953 – Schlawe 1969 – Kosch, 2. Aufl., Bd. 3, 1950; 3. Aufl., Bd. 6, 1978 – Salzer/Tunk, Bd. 2, 3. Aufl. 1972 – Kretzler 1979 – Friedrichs 1981 – von Heydebrand 1983 – Schulte: Westf. Köpfe, 3. Aufl. 1984 – Brinker-Gabler, Bd. 2, 1988 – Killy, Bd. 4, 1989 – Dt. biogr. Archiv, Fiche 367, Sp. 26f.; N.F., Fiche 1145, Sp. 422-425.

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Grabstätte/ Gedenkstätte

Grabstein an der Sassenberger Pfarrkirche.

GND-Nummer
119079402   Link zu diesem Datensatz in der DNB